Was ist eigentlich Hardstyle-Kettlebell…

  • Was bedeutet eigentlich Hardstyle-Kettlebell?
  • Was unterscheidet  Hardstyle-Kettlebell  von anderen Trainer / Organisationen?
  • Ist es nur dass wir gerne mit der Kettlebell trainieren?
  • Worin liegt dann die Unterscheidung zu anderen Trainingssystemen?

Fragen über Fragen, die ich im Schatten der dunklen Wolken, die derzeit über unsere Gemeinschaft ziehen, näher erörtern will.

Hardstyle-Kettlebell  wurde von Pavel Tsatsouline, einem aus Russland stammenden ehemaligen Ausbilder für Sondereinheiten bekannt gemacht. Bei dieser besondern Form des Kettlebell Trainings wird der traditionelle russische Kettlebell-Sport nach den Prinzipien des besonders hart geltenden Kyokushin Karatestils ausgeübt, um den Trainingsreiz zu maximieren.

 

RKC Germany mit Pavel

von Links: Alex Fischer RKC, Gregory Berryman RKC, Florian Kiendl RKC II, Pavel Tsatsouline Chief Instruktor, Andrea Du Cane Master RKC, Robert Rimoczi RKC II, Kai-Uwe Schulze RKC

Pavel und das amerikanische Verlagshaus Dragondoor Publications haben daraufhin die Russian Kettlebell Challenge (RKC) ausgerufen. Seit 15 Jahren veranstalten sie unter dem Namen RKC Kettlebell-Instruktorenausbildungen. Allein die Tatsache, dass die Organisation bereits so lange existiert und noch immer wächst, ist, wenn man den Fitnessmarkt kennt, ein Phänomen.

Die Besonderheit ist der hohe Anspruch, den Pavel an seine „Kandidaten“ stellt. Jeder zukünftige RKC muss den gefürchteten 5 minütigen Snatchtest mit 100 Wiederholungen bestehen und eine strenge Technikprüfung ablegen. Bei einer Lehrprobe am letzen Tag des Workshops wird jedem Instruktorkandidaten ein ihm unbekanntes „Opfer“ zugewiesen und er muss zeigen, dass er diesem in 45 Minuten Einzelunterricht etwas beibringen kann – natürlich individuell an die jeweiligen Kenntnisse des „Opfers“ angepasst.

Wer alle diese Anforderungen erfolgreich erfüllt hat, darf sich deshalb trotzdem nicht auf ein geruhsames Leben als RKC-Instruktor einstellen – denn jeder Instruktor muss alle zwei Jahre zeigen, dass er immer noch in der Lage ist, alle Anforderungen zu erfüllen. Nach den neuen Testbestimmungen sind die Anforderungen für eine Neuzertifizierung sogar etwas höher als beim ersten Workshop.

Das Ergebnis dieses strengen Ausleseprozesses ist ein sehr hohes Qualitätsniveau. Immerhin fallen bis zu 70% der Kandidaten bei den Zertifizierungsworkshops durch.

Wenn ich einen meiner Kunden zu einem anderen RKC schicke, weil dieser z.B. den Wohnort wechselt oder in einem längeren Urlab nicht auf sein Training verzichten will, kann ich das jederzeit ruhigen Gewissens tun.

Was hat mich am Hardstyle Kettlebell überzeugt?

Die ganze Trainingsphilosophie ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Der Focus unseres Trainings bleibt, selbst für die Fortgeschrittenen, auf Basisarbeit und dem Üben der Technik. Erfahrungsgemäss erreichen wir mit diesem Ansatz langfristig häufig bessere Ergebnissen als ein leistungsorientiertes Training.

Die wichtigste Ursache für die guten Trainingsergebnisse ist, dass Verletzungen bei einem solchen Trainingsaufbau eine Seltenheit sind – also verlierst Du keine Trainngszeit für die Rehabilitation von Verletzungen. Ein weiterer Grund ist die Vermeidung von sogenannten Plateaus, also Leistungsschwellen, die sich auch mit noch so entschlossenem Training nur schwer überwinden lassen.

Eine neue Übung oder eine grössere Kettlebell wird erst in Angriff genommen, wenn wir uns, wie Pavel sagen würde „das Recht dazu verdient haben“.

Gruppentraining 2011

Anfängergruppe beim erlernen des Hardstyle-Swing

Dieser für uns ungünstige Tradeoff findet leider automatisch und unbewusst statt, so dass wir uns in der Regel gar nicht darüber im Klaren sind.Was ist damit gemeint? Evolutionsbedingt sind unsere Körper sehr gut im Improvisieren. Unser Körper wird immer versuchen, eine ihm gestellte Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen, selbst wenn er dabei eine Verletzung riskiert oder erhöhten Verschleiß in Kauf nehmen muss. Gray Cook sagt dazu „Unser Körper opfert Bewegungsqualität zu Gunsten der Quantität“.

Wenn ich meinen Trainings-Fokus hauptsächlich auf Leistung richte (möglichst grosse Gewichte, möglichst viele Wiederholungen etc.), dann ist es kaum zu vermeiden, dass die Qualität meiner Bewegungen auf der Strecke bleibt. Die Technik wird immer unsauberer, das Training immer weniger effektiv – in der Folge treten dann oft Probleme auf.

Hardsyle Kettlebell richtet deshalb das Hauptaugenmerk auf die saubere und vor allem sichere Ausführung aller Übungen. Mit fortgeschrittenen Übungen (wie z.B. die Pistol  – die einbeinige Kniebeuge) oder grossen Gewichten wird erst begonnen, wenn mit einfacheren Übungen die Voraussetzungen dafür geschaffen sind.

Eine solche Vorgehensweise passt heute nicht gut in unseren Zeitgeist – alles muss schnell gehen, bunt und abwechslungsreich sein, sonst verlieren die meisten schnell das Interesse.

Das RKC-Programm Minimum zum Beispiel ist Pavel’s „Zero to Hero“ ein Einsteigerprogramm, besteht nur aus zwei Übungen. Trotzdem lassen sich damit eindrucksvolle Ergebnisse erziehlen. Ich erkläre dieses Programm in meinem Einsteigerworkshop

Ich komme aus einem klassischen asiatischen Kampfsport (Tae Kwon Do), in dem die gleiche Philosophie gilt. Darum war es für mich eine Offenbarung die Hardstyle-Kettlebell kennenzulernen. – Endlich ein „Fitness-Programm“ mit Tiefgang!

Tae Kwon Do Bruchtest

Tae Kwon Do Bruchtest

Viele Erkenntnisse, die ich dank meines Tae Kwon Do Trainings zwar intuitiv seit Jahren erfasst hatte, wurden mir seitdem von Pavel und seinen Masters in einfachen Worten erklärt.Kaizen (改善) – das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung in kleinen Schritten ist hier aktiv.

So habe ich beispielsweise einige Jahre gebraucht, um zu erkennen, wie wichtig die Atmung für ein erfolgreiches Training ist, Pavel hat dagegen nur ein paar Minuten gebraucht, zu erklären, warum die Atmung so wichtig ist.

Dies ist nur eines meiner unzähligen „Aha“-Erlebnisse die ich gewonnen habe, seit ich mich mit der Kettlebell im Allgemeinen und dem Hardstyle im Speziellen beschäftige.

Wenn Du Deinen Körper besser kennen lernen möchtest und über einen langen Zeitraum gesünder, leistungsfähiger und mental stärker zu werden, bist Du mit Hardstyle-Kettlebell gut beraten. Für alle anderen gibt es ja genug andere bunte Unteraltungs.Programme auf dem derzeitigen Fitness Markt.

 

RKC Fundamentals für Schweizer Polizei

Robert Rimoczi und ich haben uns am Donnerstag auf den Weg nach Hitzkirch gemacht. Das liegt 40 km hinter Zürich und ist der Standort der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch (IPH).

Die Gruppe vom Freitag (Gesichter maskiert)

Die Gruppe vom Freitag (Gesichter maskiert)

Wir waren eingeladen, zwei Gruppen von Polizei-Einsatzkräften und Ausbildern der IPH unser Trainingskonzept näher zubringen.

Für uns war es sehr interessant mit Menschen zu arbeiten, die beruflich darauf angewiesen sind, sich körperlich fit zu halten.

Spezialkräfte können es sich nicht leisten, dass sie im Einsatz ihre Kraft verlässt – das kann sonst böse ausgehen. Das sportliche Niveau war Erwartungsgemäß hoch an beiden Tagen, alle Teilnehmer haben sich voll ins Zeug gelegt – Respekt!

Was war anders als bei unseren anderen Workshops?

Eigentlich nicht viel bis auf eine wichtige Kleinigkeit:

Bei den meisten Workshops, die ich bisher gehalten habe, kam irgendwann die Frage auf, ob denn so wenige Übungen auch wirklich genügen, um die jeweiligen Trainingsziele zu erreichen.

Natürlich habe ich darauf eine gute Antwort, die ich ziemlich sicher an meinem nächsten Einsteiger-Workshop wieder zum Besten geben werde. Bei Workshop mit den Einsatzkräften in der Schweiz wurde diese Frage nicht gestellt.

Gruppe vom Samstag beim Waitors Walk (Gesichter maskiert)

Gruppe vom Samstag beim Waitors Walk (Gesichter maskiert)

Wir haben uns, wie es unseren RKC Grundsätzen entspricht, an die Grundlagen gehalten und hauptsächlich Swing und Turkish Get Up eingeübt – und natürlich unseren Hardstyle Trainingsansatz erklärt. Die Teilnehmer haben das sehr gut aufgenommen – echte Profis verstehen, daß das Erfolgsgeheimnis in der perfekten Beherrschung der Grundlagen liegt, nicht darin möglichst viele Kunststückchen zu beherrschen.

Mit unseren beiden Basis Übungen alleine lässt sich ein mehr als umfassendes Kraft- und Ausdauertraining realisieren, sowie die grundlegenden Bewegungsmuster verbessern – das können wenige andere Systeme. Training soll natürlich Spass machen, aber der erste Masstab sollte immer das Ergebnis sein, das sich damit erzielen lässt.

Die Schweizer Sonne hat an beiden Kurstagen auf uns herunter gelacht und die wunderschöne Aussicht aufs Luzerner Seetal beleuchtet.

Das Feedback, das wir bekommen haben, war positiv und ich für meinen Teil haben die beiden Tage sehr genossen – fast wie Urlaub mit der Kettlebell. Ich habe bereits erfahren, dass an der IPH zukünftig regelmäßig mit Kettlebells trainiert wird.

Als Abschluss gab es am Samstag noch ein besonderes Schmankerl für uns:

Wir durften das Trainingsgelände der IPH besichtigen und wir haben durch den Lehrgangsleiter einen Einblick erhalten, wie die Ausbildung der Rekruten aussieht. Es hat uns nicht sonderlich gewundert, dass wir darin einige unsere eigenen Trainings-Grundsätze wiedererkannt haben 😉

Ich durfte die MP-5 auch ausprobieren.

Ich durfte die MP-5 auch ausprobieren.

Ein toller Workshop, tolle Leute – Liebe Schweizer, wir besuchen Euch gerne wieder.

Warum ich trainiere – Teil 2

Im letzten Teil habe ich die nach meiner Meinung wichtigsten Faktoren für langfristigen Trainingserfolg aufgelistet und erklärt warum es wichtig ist eine Sportart nicht nur auszuprobieren, sondern mit dem Vorsatz zu beginnen diesen langfristig auszuüben.

Heute möchte ich zwei weitere wichtige Faktoren näher erläutern:

Der Lehrer

Es spielt keine grosse Rolle ob Du einen komplexen und koordinativ anspruchsvollen Sport ausübst oder einen eher „einfachen“ – ein Lehrer der diesen bereits gemeistert hat, wird Dir eine grosse Hilfe sein, die unweigerlichen Hindernisse auf dem Weg zu überwinden. Nicht umsonst lassen so viele ihre Laufschuhe nach sechs Wochen im Schrank, wenn die Knie anfangen sich über die Misshandlung beim Joggen in „gerade vom Bürostuhl aufgesprungen“-Haltung zu beschweren. „Joggen ist nicht gut für meine Knie“ heisst es dann.

Ein qualifizierter Lehrer kann auf den ersten Blick sehen, ob Du die Voraussetzungen für den von Dir gewählten Sport bereits besitzt, oder ob Du diese erst noch schaffen musst. Die meisten die zu schnell einsteigen, werfen nach kurzer Zeit frustriert das Handtuch. Einen echter Profi zeichnet sich dadurch aus, das er die Grundlagen besser beherrscht als alle Anderen.

Flo_als_lehrer

Nun gut wir sind uns also einig: du brauchst einen Lehrer – aber welchen? Was zeichnet einen guten Lehrer aus? Der im ersten Teil bereits erwähnte Daniel Coyle hat in diesem Zusammenhang Nachforschungen angestellt. Er hat Ausnahmetalente aus verschiedensten Bereichen nach ihren ersten Lehrern befragt. Auch hier war seine Erkenntnis eine überraschende: die wichtigste Qualität, die ein Lehrer mitbringen muss, um seinen Schüler dazu zu motivieren, sein Sachgebiet intensiv zu erforschen und letztendlich zu meistern, ist nicht etwa die fachliche Kompetenz. Viel wichtiger ist, dass dieser Lehrer in der Lage ist, seine eigene Begeisterung und Freude an der Sache dem Schüler zu vermitteln.

Dazu ist es natürlich enorm wichtig, dass Schüler und Lehrer zusammenpassen. Um das zu beurteilen, musst Du kein Fachmann in der jeweiligen Disziplin sein, schau dir einfach die Person, die vor dir steht an und entscheide nach deinem Bauchgefühl, ob du von dieser Person lernen möchtest oder nicht. Meine Erfahrung ist zwar, dass Menschen, die in einem Gebiet eine gewisse Meisterschaft erreicht haben in aller Regel recht umgänglich sind, aber nichtsdestoweniger ist es wichtig das „die Chemie“ stimmt. Erst an zweiter Stelle kommt dann die Frage der technischen Kompetenz. Es sind nämlich zwei ganz verschiedene Dinge, ob ich zum Beispiel eine Übung selbst hervorragend ausfüllen kann oder ob ich diese jemand anders beibringen kann. Oft stellt sich heraus, dass sportliche Ausnahmetalente keine besonders erfolgreichen Trainer abgeben, da ihnen Bewegungsabläufe intuitiv klar sind und sie diese somit nicht erklären können. Der beste Führer auf einem Weg ist der, der diesen bereits vor dir gegangen ist – sich nur im Zielgebiet auszukennen, hilft hingegen nur wenig.

Mache Training zu einer Gewohnheit

Jedes Mal, wenn du zu Hause im Flur eine Sporttasche liegen siehst, triffst du eine Entscheidung. Nehm ich sie die Hand und gehe ins Training oder bleibt sie heute liegen? Jedes Mal, wenn du vor dieser Entscheidung stehst, besteht die Gefahr, dass du dich falsch entscheidest. Darum lege ich dir ans Herz diese Entscheidung vorweg zu nehmen. Nimm dir das Ergebnis unseres kleinen Gedankenexperiments aus dem ersten Teil noch einmal zur Hand und überlege ob dieser Grund stark genug ist, dass du bereit bist dafür deine Gewohnheiten zu verändern.

Wenn ja, nimm Deinen Kalender und trage für die nächsten 2-3 Monate jedes Training fest ein. Somit hast du dich selbst davor bewahrt, jeden Tag aufs Neue darüber nachdenken zu müssen, ob du heute oder morgen trainierst. Wenn es einen wichtigen Grund gibt, warum Du einen deiner Termine nicht wahrnehmen kannst, dann versuche ihn zu verschieben oder hol ihn am nächsten Tag nach.

Es dauert mindestens 6 Wochen eine neue Gewohnheit (und regelmäßig Sport zu machen ist eine) zu etablieren in dieser Zeit musst Du besonders konsequent sein – keine Ausreden!

Ich empfehle gerade zu Beginn mindestens zweimal die Woche zu trainieren. Fertigkeiten lassen sich sogar mit einer Trainingseinheit in der Woche leidlich erlernen, aber physiologische Veränderungen brauchen mehr Anreize. Damit Du besonders zu Beginn schnell Erfolgserlebnisse bekommst, ist zweimal die Woche also das Minimum.

Aber wo liegt das Maximum?  Wie oft kann man in der Woche trainieren? – ich glaube diese Fragen sind rein akademischer Natur: Selbstverständlich braucht Dein Körper Zeit sich von den Strapazen eines intensiven Trainings zu erholen, aber wer sagt, dass Du diese Regenerationszeiten zwangsläufig abwarten musst? Es gibt bestimmte Ausnahmefälle, in denen das unerlässlich ist, aber dabei handelt es sich um stark spezialisierte Sportarten (wie Bodybuilding). In vielen Bereichen wird sogenanntes Übertraining sogar geziehlt eingesetzt, um den Körper daran zu gewöhnen auch unter suboptimalen Bedingungen gute Leistungen zu erbringen.

Ich kann mich erinnern, dass ich in den ersten ca. drei Jahren meiner Sportler Karriere buchstäblich ununterbrochen Muskelkater hatte (damals hab ich bis zu sech mal die Woche traininert) – wenn die Beine sich erholt hatten, fingen die Arme, der Rücken oder irgendetwas anderes an zu zwicken. Trozdem bin ich immer leistungsfähiger geworden. BITTE NICHT FALSCH VERSTEHEN! Heute weiss ich, dass Muskelkater keine Vorausssetzung für Trainingserfolg ist – nur steht er diesem auch nicht im Weg. Eine Untersuchung mit zwei Gruppen von Sportlern, die das gleiche intensive Trainingsprogramm absolvierten, hat ergeben, dass die Gruppe, die im vorhinein ein „Anpassungstraining“ absolviert hatte im Durchschnitt die gleichen Trainingsergebnisse hatte, wie die anderen, die direkt losgelegt hatten – nur hatten sie wesentlich weniger Muskelkater.

Es gibt also normalerweise keinen Grund sich beim Training zurückzuhalten, höre einfach auf Deinen Körper und lass es etwas ruhiger angehen, wenn du das Gefühl hast Erholung zu brauchen.

Was  kommt im dritten und letzten Teil? Da möchte ich darüber sprechen welche Priorität Training meines Erachtens verdient, und wie man mit Enttäuschungen während des Trainings vermeiden kann.

Deutschland hat jetzt seinen zweiten RKC Level II Instruktoren

Letzte Woche habe ich es endlich geschafft meinen Press nachzuliefern! Mein Video (s. unten) wurde von meinem Teamleiter Fabio Zonin Senior RKC  akzeptiert.

Somit bin ich nach Robert Rimoczi der zweite Deutsche RKC II Instruktor 😉 Yippee!

RKCInstructorIcons.RKCII_smallDas Halbes Körpergewicht (bzw. die Kettlebell die am nächsten dran ist) mit einer Hand über Kopf drücken. war die Aufgabe, die mich das letzte halbe Jahr beschäftigt hat:

Auf dem RKC II war ich noch ein paar Kilo (ca. 86 kg) schwerer so dass ich die 44 kg Kettlebell hätte drücken müssen – beinahe hätte es geklappt. Ich habe es in Italien mehrfach versucht – nur der erste Versuch war vielversprechend.

Warum war es so schwierig?

Im August 2010 auf dem RKC Workshop hatte ich meinem letzten Press PR mit 36 kg aufgestellt. Dannach habe ich das Thema schwere Presses etwas schleifen lassen. Eine 36 kg Kugel hab ich keine, und die 40 war lange Zeit einfach out of Range. Für 2012 war der RKC II vorgesehen, das war schon länger klar. Nach der Anmeldung für den Kurs (um Weihnachten 2011) ging dann die Vorbereitung los:

Die RKC II Techniken üben, den Klimmzug mit 24 kg am Fuss sowie den Press mit halbem Körpergewicht. Mit dem Klimmzug hatte ich so meine Probleme, die sich erst wirklich gelöst haben als ich mein Körpergewicht von +/-90 kg auf 86 kg reduziert hatte. Das Problem war das diese Reduktion im Körpergewicht nicht unbedingt förderlich für den Press war.

Im Februar hatte ich einen tollen Erfolg mit Dan John’s Easy Strength Programm in weniger als einem Monat kam ich von einem wackligen Press mit 36 kg auf 4 Wiederholungen mit dem gleichen Gewicht (da ich immer noch keine 36 kg habe, benutze ich dafür eine 24 und eine 12 zusammen). Eine Grippe und eine Woche Fieber später war alles wieder weg. Unverzagt habe ich dann wieder angefangen im GTG-Stil meinen Press wieder hoch zu treiben. Auf Roberts Empfehung hin habe ich auch verstärkt Push Presses und Overhead Walks mit 40 und 48 kg eingesetzt. Beinahe hätte es gereicht 🙁

Jetzt endlich konnte ich das Thema abschliessen – wenn auch nicht mit der Lösung die mir vorgeschwebt ist. Macht nichts – irgendwann werde ich die 44 kg und natürlich auch das Beast (48 kg) schaffen, braucht nur noch etwas mehr Übung.

Wenn ich meinen RKC II behalten möchte, habe ich ohnehin noch etwas Arbeit: die Anforderungen wurden geändert, so dass ich bei der nächsten Neuzertifizierung mit dem gleichen Gewicht wie für den Press auch den TGU (geht) und den Bent Press (bis jetzt kein Weg 😉 zeigen muss.

So ist das bei der RKC – immer schön am Ball bleiben.

Warum ich trainiere – Teil 1

Als hauptberuflicher Tae Kwon Do Trainer und einer von wenigen RKC Instruktoren in Deutschland, wird es wohl niemanden wundern, dass ich regelmässig trainiere. Aber warum habe ich überhaupt mit Tae Kwon Do angefangen? Was hat mich dazu bewogen einen gut bezahlten IT-Freelancer Job aufzugeben und ein Tae Kwon Do Studio zu eröffnen. Oder warum verbringe ich jede Woche mehrere Stunden damit, mich zusätzlich zu meinen 14 Tae Kwon Do Stunden noch im Umgang mit Kettlebells zu üben?ae Kwon Do Trainer und einer von wenigen RKC Instruktoren in Deutschland, wird es wohl niemanden wundern, dass ich regelmässig trainiere. Aber warum habe ich überhaupt mit Tae Kwon Do angefangen? Was hat mich dazu bewogen einen gut bezahlten IT-Freelancer Job aufzugeben und ein Tae Kwon Do Studio zu eröffnen. Oder warum verbringe ich jede Woche mehrere Stunden damit, mich zusätzlich zu meinen 14 Tae Kwon Do Stunden noch im Umgang mit Kettlebells zu üben?

Flo Swings auf dem RKC

Swings auf dem RKC

 

Wenn ich meine Schülerkartei durchschaue, stelle ich fest, dass praktisch alle Schüler, die 2009 bei meiner Schuleröffnung dabei waren, schon wieder mit Tae Kwon Do aufgehört haben. Wo liegt also der Unterschied? Warum konnte ich das Durchhaltevermögen aufbringen die zehn Jahre bis zum Schwarzgurt dabei zu bleiben. Man könnte meinen, dass es vielleicht mit dem Grund zu tun hat, aus dem ich mit Taekwondo begonnen habe. Aber das ist es wohl nicht. Wie ich mich erinnere, war mein Grund im Alter von etwas über 20 Jahren mit Taekwondo zu beginnen, schiere Langeweile. Vorher hatte ich alles mögliche ausprobiert: Joggen, Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio, Judo, Aikido und auch mal Taekwondo. Nichts davon habe ich länger als drei Jahre gemacht und das Meiste schon nach sechs Monaten wieder aufgehört. Was war also damals als ich bei Walter Rangosch in Germering zum zweiten Mal mit den Taekwondotraining begonnen habe anders?

Ich kann mich recht gut erinnern, dass ich damals darüber nachgedacht habe, ob ich diesen Sport überhaupt beginnen soll. Frühere Erfahrungen hatten gezeigt, dass es meistens nur Geld kostet und ich nach ein paar Wochen oder Monaten sowieso wieder damit aufhören. Damals habe ich eine Art Geschäft mit mir selbst gemacht: ich habe mir gesagt, dass, wenn ich diesen Vertrag unterschreibe, ich es mir zur Regel machen werde immer ins Training zu gehen; einzige Ausnahme: ein wirklich triftiger Grund. Sicherlich hat es mir auch geholfen, dass Walter ein begnadeter Trainer ist, der es geschafft hat, mir die Freude an seinem Sport zu vermitteln. Aber es hätte genügend Gründe gegeben meinen Taekwondoanzug wieder an den Nagel zu hängen. Zunächst einmal dauerte es geschlagene vier Jahre, bis ich endlich einen gelben Gürtel um den Bauch hatte und schon innerhalb dieses Zeitraums war ich aus beruflichen Gründen gezwungen, mir bei längeren Projekten Gastschulen zu suchen, damit ich mein Training weiterführen konnte.

Ich erinnere mich, dass ich, als ich gezwungen war in der Zeit um Pfingsten (in der mein Taekwondoverband traditionell sein jährliches Trainingslager abhält) meinen Arbeitgeber zu wechseln, es zur Bedingung gemacht habe, trotz Probezeit für dieses verlängerte Wochenende Urlaub zu bekommen – sonst hätte ich den Vertrag nicht unterschrieben. Ich habe die Stelle trotzdem bekommen.

In all dem, was ich bisher erzählt habe, verbirgt sich das Geheimnis, warum ich meinen Sport nie aufgehört und letztendlich zu meinem Beruf gemacht habe:

  1. Ich habe zu Beginn die Entscheidung getroffen Taekwondo langfristig zu betreiben.
  2. Ich hatte am Anfang meiner Karriere einen guten Lehrer.
  3. Ich habe besonders in den ersten Jahren intensiv trainiert und es somit zu einer Gewohnheit werden lassen, regelmäßig ins Training zu gehen.
  4. Ich habe meinem Sport eine so hohe Priorität in meinem Leben eingeräumt, dass es letztendlich nie etwas gab, das wichtig genug gewesen wäre, diesen zu vernachlässigen.
  5. Zu sehen, das andere etwas besser können als ich, konnte mich nie entmutigen – im Gegenteil es war ein Grund weiterzuarbeiten, um auch dort hin zu kommen.

Im Folgenden möchte ich diese einzelnen Punkte etwas detaillierter erläutern.

Die langfristige Perspektive

in seinem Buch „The Talent Code“ beschreibt Daniel Coyle ein Experiment mit Kindern die ein Musikinstrument erlernen wollen. Die zukünftigen Musiker wurden vor Beginn ihres Musikunterrichts gefragt, wie lange sie denn das Instrument erlernen wollen. Dadurch konnten die Teilnehmer in drei Kategorien eingeteilt werden. Die erste Kategorie beinhaltet jene, die sich mit dem zu erlernenden Instrument nur kurzzeitig oder probeweise beschäftigen wollten (ca. 1 Jahr). In der zweiten Kategorie sind die mittelfristig orientierten Kandidaten zuhause (1-3 Jahre). Die letzte Kategorie aber beinhaltet all jene, die von vornherein damit rechnen, das Instrument über mehr als drei Jahre zu erlernen. Nach einem Jahr in dem die Kandidaten nun ihr erwähntes Instrument erlernen konnten, wurden alle einen Test ihrer Fertigkeiten unterzogen und gefragt, wie oft in der Woche sie denn geübt hätten. Die Auswertung ergab eine Überraschung: Kandidaten der Kategorie 3 die ca. einmal pro Woche 1 Stunden geübt hatten, schnitten im Test ihrer Fertigkeiten besser ab, als Kandidaten der Kategorie 1 die 3 Stunden in der Woche mit dem Üben zugebracht hatten. Jene Kandidaten in der Kategorie 3 die ebenfalls 3 Stunden die Woche geübt hatten, übertrafen ihre kurzfristig orientierten Kameraden um ein mehrfaches.

Ich glaube dieses Experiment veranschaulicht sehr schön, wie wichtig es ist, sich von Anfang an ganz auf eine neue Aktivität einzulassen.

Hierzu ein kleines Gedankenexperiment das jeder für sich einmal durchspielen kann, egal ob er bereits trainiert oder gerade vor der Entscheidung steht mit dem Training zu beginnen:Wenn Du ein paar Minuten Zeit hast, überleg Dir doch mal, warum Du Dich ursprünglich für Dein Training entschieden hast. Nimm einfach den ersten Gedanken, der Dir dazu einfällt. Am besten schreibst Du diesen auf einen Zettel. Lies Dir durch, was Du geschrieben hast und horch in Dich rein, ob dieser Grund irgendetwas in Dir zum Klingen bringt. Wenn Du das Gefühl hast, dass der aufgeschriebene Grund stark genug ist, um Dich zu inspirieren und Dir somit über die unweigerlich auftretenden Hindernissen zu helfen, dann hast Du Deine Aufgabe erfüllt. Wenn nicht, dann frag Dich: „Was hat mich dazu gebracht diesen Grund aufzuschreiben? Welches Gefühl oder welcher tiefere Grund steht dahinter?“ Schreib Deine Antwort auf und horch wieder in Dich rein. Das machst Du so lange, bis Du Deinen ganz persönlichen tiefsten Beweggrund gefunden hast, warum Du trainineren willst. Diesen innersten Grund hängst Du Dir an die Wand, wo Du ihn jeden morgen als erstes siehst. Ruf ihn Dir jedesmal ins Gedächtnis, wenn Du auf dem Weg ins training  bist (oder wenn Du überlegst, ob Du heute oder morgen gehen sollst  ;-)).

Noch ein kleiner Tipp: ein rationaler Entschluss wie „Bewegung ist gesund.“ ist selten stark genug, um die Energie aufzubringen trotzdem ins Training zu gehen wenn grade der Alltag über Dir zusammenschlägt.

Ein weitere Vorteil einer langfristigen Perspektive ist, dass es leichter wird mit Rückschlägen umzugehen. Wenn ich weiss, dass ich einen Sport mein Leben lang ausüben werden, dann spielt es kein so grosse Rolle, was ich jetzt im Moment kann – oder nicht kann. Wer konsequent und langfristig übt, wird zwangsläufig immer besser – egal mit welchen Voraussetzungen er gestartet ist. Ich sehe das jeden Tag an meinen Schülern: wenn sie zum ersten Mal in meine Halle kommen sind einige unbeweglich, unkoordiniert und zeigen oft eine miserable Haltung. Bleiben sie aber ein paar Monate dabei, lernen sie langsam aber stetig immer ein bisschen dazu, alles läuft runder. Und ein, zwei Jahre später sind sie bereits so weit, das Anfänger sie ehrfürchtig fragen, warum sie denn so fit sind.

Ab_ins_Training

So und jetzt ab ins Training mit Dir…

 

Weiter geht’s im zweiten Teil mit folgenden Fragen:

  • Was zeichnet einen guten Lehrer / Trainer aus?
  • Wie vermeide ich nach einigen Wochen / Monaten wieder aufzuhören?
  • Wie verhindere dass mir etwas dazwischen kommt?
  • Wie gehe ich mit Rückschlägen um?