Trainiere Deine mentalen Muskeln – Ein Vortrag von Logan Christopher

Ich verfolge die Arbeit von Logan Christopher schon seit längerem. Er nennt sich selbst einen Renaissance-Mann der Körperkultur und seine Trainingsmethoden sind immer ein wenig anders als wir es gewohnt sind. Aber wie man so schön sagt: mit Kraft lässt sich nicht streiten – und seine Kraft ist durchaus beeindruckend: In Minneapolis saßen wir im Restaurant und warteten auf unser Abendessen, da zog einer der Konferenzteilnehmer zwei Päckchen Spielkarten aus der Tasche – eines davon reichte er Logan. Er wollte nicht etwa eine Runde mit ihm pokern, sondern er wollte sehen wie Logan das komplette Päckchen plastiküberzogener Casinokarten mit bloße Händen in der Mitte durchreißt. Logan nahm das Päckchen (noch immer sitzend) und zerriss es mit etwa so viel Anstrengung wie es mich kostet, die lästigen Anzeigenblätter zu zerreißen, die jede Woche meinen Briefkasten verstopfen.  Auch andere Leistungen sind durchaus beeindruckend: mehr als 220 kg im Kreuzheben, freistehende Handstand-Liegestützen, jonglieren mit 40 kg schweren Kettlebells oder ein Feuerwehrauto mit den eigenen Haaren abzuschleppen sind einige Beispiele für seine Kraft.

Logan auf der Dragondoor Conference

Logan bei seinem Vortrag auf der diesjährigen Health & Strength Conference

Bei seinem Vortrag gab Logan uns einen Vorgeschmack darauf, was wir von seinem Buch „Mental Muscle“ (das mittlerweile erschienen ist) erwarten können. Es geht in dem Buch nicht um den Trainingsprozess im herkömmlichen Sinne, sondern um Mentaltechniken, die wir nutzen können, um den Trainingsprozess zu optimieren und Blockaden zu überwinden. Der Originaltitel seines Vortrages „How to hack your mind codes for instant strenght gains“ bringt den Inhalt sehr schön auf den Punkt.

An Anfang des Vortrags erklärte Logan zunächst, was wir uns nicht unter Mentaltechniken vorstellen müssen. Es geht nicht ausschließlich darum, mentale Stärke zu entwickeln, diese ist zwar durchaus ein Teil des Ganzen, sie kann aber leicht zu Verletzungen führen, wenn man sich nur darauf verlässt. Positives Denken ist ebenfalls kein Patentrezept für Trainingserfolge. Klar gehört auch dieses dazu, allerdings spielen hier Faktoren wie das Unterbewusstsein eine große Rolle. So kann es vorkommen das ein Sportler sich seinen Erfolg bewusst visualisiert, er aber unbewusst nicht wirklich daran glaubt. Die in diesem Zusammenhang häufig empfohlene Autosuggestion ist laut Logan Christopher übrigens  größtenteils wertlos.

Ein Zitat von Henry Ford bringt es schön auf den Punkt:

„Ganz gleich, ob sie denken sie können etwas oder sie können es nicht, sie haben recht.“

Nach dieser Einführung ging es dann zur Sache…

Logan holte sich einige Freiwillige auf die Bühne und lies diese eine einfache, aber erstaunlich effektive Mentaltechnik ausprobieren. Eine seiner Probandinnen war meine Team Leader Kollegin Kathie Petersen. Auf Logans Frage meinte sie, sie würde gerne ihre einarmige Liegestütze verbessern – sie hatte bisher maximal zwei pro Arm geschafft und das ist ja nun wirklich etwas knapp – immerhin gibt es bestimmt einige tausend Frauen weltweit, die das auch können.

Nachdem Katie und Logan auf der Bühne ausgemacht hatten, wohin die Reise gehen soll, fragte Logan noch nach einer wirklich leichten Übung. Man einigte sich auch den Squat (die Kniebeuge). Logan bat Katie sowohl die einarmige Liegestütze wie auch einige Kniebeugen zu demostrieren, was ihr problemlos gelang.

Nun bat er Kathie einige Squats zu visualisieren – sich also vorzustellen, wie sie einige Wiederholungen macht – und das mit möglichst vielen Details. Katie sollte einen mentalen Film inklusive Geräuschen und auch ihrem Gefühl dabei ablaufen lassen.

Nach dieser Aufgabe fragte Logan Katie nach diesem Film aus – er fragte welche Geräusche sie gehört hätte, wie es sich angefühlt hätte und wie das Licht gewesen ist und noch ein paar Dinge die ich mir leider beim Vortrag nicht aufgeschrieben habe. Katie beschrieb die Geräuschkulissem, das Gefühl bei der Kniebeuge und noch einige andere Details. Nach der Beleuchtung gefragt, meinte sie, es sein in ihrem mentalen Film etwas dunkler gewesen, als es es gerade im Vortragsraum war. Logan bat sie den Fim nocheinmal ablaufen zu lassen und dabei die Beleuchtung etwas heller zu machen.

Als er Katie nach wiederholter Visualisierung bat die Kniebeugen zu wiederholen, meinte diese sie hätten sich leichter angefühlt – gesehen hat man davon allerdings nichts, weil ihre Kniebeugen

Logan Christopher Backflip

Logan beim Rückwärts Salto

vorher schon ziemlich perfekt waren.

Logan erkärte uns, dass der Begriff Visualisierung irreführend sei, weil es nicht nur darum ginge, eine visuelle Repräsentation im Geist zu erzeugen, sondern eine mit so vielen Sinnen wie möglich erlebte. Selbst Tastsinn (z.B. wie fühlt sich der Griff / der Boden etc. an), Geruchs- (kennt ihr den Geruch, der in den meisten Krafträumen herrscht) oder der Geschmacksinn (hier fällt mir kein Bespiel ein) können die Qualität der Visualisierung verbessern. Natürlich solltest Du die Sinne, die Du für die Ausführung der visualisierten Aufgabe brauchst, besonders beachten.

Nun bat Logan Kathie ihren Film noch einmal durchlaufen lassen, jetzt allerdings mit einer einarmigen Liegestützen statt der Kinebeugen. Wohl gemerkt, sie sollte nur das visuelle Bild verändern, alles andere aber gleich lassen. Vor allem sollte sie das leichte Gefühl der Kniebeugen beibehalten. Katie entsprach seiner Bitte und wurde, wie ihr Euch bestimmt denken könnt, gebeten noch ein paar Liegestützen zu machen.

Was soll ich sagen: Schon nach der ersten Liegestütze wussten wir im Publikum, dass sich etwas verändert hatte – die Leichtigkeit mit der sie die erste Wiederholung machte, erinnerte tatsächlich mehr an ihre Kniebeugen als an die, am Anfang des Versuchs gezeigte Liegestütze. Dann machte Katie noch sechs mehr…

Innerhalb von 5 Minuten hatte Kathie Petersen ihren persönlichen Rekord von 2 einarmigen Liegestützen auf 7 erhöht.

Logan demonstrierte die gleiche Methode noch mit zwei weiteren Probanden mit ähnlichen Ergebnissen.

Letzte Woche ist nun endlich sein Buch neues Buch „Mental Muscle“ erschienen, auf das ich schon seit der Konferenz warte. Derzeit ist es sogar noch mit Einführungsrabatt zu haben.

Mental Muscle: How to Use the Full Power of Your Mind to Develop Superhuman Strength

Bis auf das Vorwort von des ominösen „Coach“ Paul Wade – dem Autor der erfolgreichen Convict Conditioning (erstes Buch der Serie vor kurzem auf Deutsch erschinen) Reihe und Stifter des PCC Zertifizierungs Programms, hatte ich noch keine Zeit darin zu lesen. Erst wollte ich diesen Artikel für Euch fertig schreiben – aber gleich setzte ich mich hin und werde ausgiebig darin schmökern.

Nähere Infos über Logan Christopher findet ihr auf seiner Webseite http://legendarystrength.com/. Er hat dort massenweise interessante Inhalte (teils kostenlos, teils für zahlende Mitglieder), ich habe seine Inhalte über einige Jahre verfolgt und kann nur empfehlen mal reinzuschauen.

Echte funktionale zeigt sich am besten an Gegenständen die nicht dafür gemacht wurden aufgehoben zu werden.

Echte Funktionalität zeigt sich am besten an Gegenständen, die nicht dafür gemacht wurden, aufgehoben zu werden.