Was bringt ein Trainer – Verantwortung übernehmen und abgeben können.

Wer kennt ihn nicht, den alten Karate Kid’s Film in dem Mister Miyagi seinen Schützling stundenlang scheinbar sinnlose Hausarbeiten machen lässt? – Daniel ist dadurch so frustriert, dass er beinahe sein Training hinschmeißt.
Als langjähriger Tae Kwon Do-Sportler gefällt mir diese Szene immer wieder, weil sie einen oft übersehenen Aspekt des Trainingsprozesses treffend darstellt.

Die eigene Entwicklung planen?

Für die Entwicklung eines jeden Sportlers ist es essentiell die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und sein Training darauf aufzubauen. Leider hindern uns unsere Wünsche und Vorstellungen oft daran zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu kommen. Auch braucht es eine gewisse Erfahrung um einzuschätzen wie viel Arbeit es bedeutet ein bestimmtes Ziel zu erreichen. So dauert es für einen Anfänger der seinen Military Press mit eine 12 kg Kettlebell einübt nur wenige Monate und verhältnismäßig wenig Arbeit um sein Trainingsgewicht um 50% auf 24 kg zu steigern, für einen Sportler der schon mit 24 kg trainiert aber Jahre und harte und gezielte Arbeit um noch einmal 50% aufzulegen damit das Beast (48 kg) hochgeht. Um sich hier nicht selbst ein Bein zu stellen ist die Unterstützung eines erfahrenen Trainers die beste Möglichkeit.

Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Sportler obwohl sie mit einem kompetenten Trainier arbeiten nicht die gewünschten Fortschritte machen. Meist entstehen solche Probleme dadurch, dass die Verantwortlichkeiten des Trainier / Sportler -Verhältnisses nicht sauber verteilt sind.

 

Der Getup

Da kuckt er, der Flo. (uraltes Bild)

Verantwortung übernehmen

Auch wer sich die Unterstützung eines Trainers gesichert hat, ist trotzdem für wichtige Teile seines Trainingserfolgs selbst verantwortlich:

  • Konsistenz des Trainingsprozesses:
    Auch beste Trainingsprogramm kann nur dann wirken, wenn die Trainingseinheiten wie geplant stattfinden. Wer zulässt das der Trainingsprozess unterbrochen wird, verschenk seinen Erfolg – und es gibt nichts was ein Trainer dagegen machen könnte.
    Natürlich kann ein guter Trainer unterstützen, indem er das Trainingsprogramm so gestaltet das es sich gut in den Terminplan des Sportlers integrieren lässt. Auch die Verbindlichkeit die ein Trainier mit sich bringt hilft vielen dabei am Ball zu bleiben. Letztlich ist es aber so das Trainier nur den Weg zeigen – gehen musst Du ihn selbst.
  • Mit den eigenen Ressourcen Haushalten:
    Wäre es nicht schön, wenn sich die Investition in den eigenen Körper, die jeder Sportler tätigt so schön vorhersehbar verzinsen würde wie Geld auf dem Sparbuch? Leider verläuft der Trainingsprozess weit weniger linear, manchmal (vor allem am Anfang) geht es mit riesen Sprüngen vorwärts – dann geht es wieder über lange Zeit zäh. Der Alltag zehrt die Energie, die es für’s Training gebraucht hätte auf oder man stößt an seine Körperlichen Grenzen. Alles diese Entwicklungen lassen sich von außen nur schwierig und meistens erst im Nachhinein erkennen. Hier muss der Sportler selbst auf seinen Körper hören – denn je früher Du auf Veränderungen reagierst umso weniger stören sie den Trainingsprozess.
    Aus diesem Grund musst Du Deinem Trainer regelmäßig und gewissenhaft zurückmelden wie Deine Training läuft.
  • Ziele definieren:
    Wer nicht weiß wohin er will, der kommt nie irgendwo an. Wohin Dein Training Dich bringen soll – also Deine übergeordneten Ziele – solltest Du selbst festlegen, denn diese sind es Die Dich langfristig zum Durchhalten motivieren sollen. Je mehr Dich ein Ziel beflügelt und inspiriert, umso mehr Motivation kannst Du daraus für Dich ziehen. Nimm nicht den erstbesten Vorschlag Deines Trainers, sondern geh in Dich und überlege Dir was Du wirklich unbedingt erreichen willst. Alle Spitzenathleten haben eines gemeinsam: Sie wollen unbedingt die besten sein in dem was sie tun und das motiviert sie immer wieder über sich selbst hinaus zu wachsen.

Verantwortung abgeben

Andere erfolgsentscheidende Aspekte Deines Trainings solltest Du getrost in die Hände Deines Trainers legen – und sie am besten auch dort belassen:

  • Trainingsaufbau:
    Wer sein Training selbst plant läuft Gefahr seine Stärken zu trainieren und seine Schwächen zu meiden. Dieser Ansatz ist zwar der richtige wenn es darum geht einen Wettkampf zu gewinnen – aber im Training solltest Du genau umgekehrt arbeiten. Einem erfahrenen Trainier fällte es leicht Deine Schwächen zu erkennen und sie in Deinen Trainingsplan einzubauen (das sind dann die Übungen die Du am liebsten wieder streichen würdest).
  • Progressionen:
    Lineare Progressionen sind zwar eine schöne Theorie – aber leider funktionieren sie in den seltensten Fällen. Selbst bei Spitzensportlern, die alles andere hintanstellen können und sich ausschließlich auf ihr Training konzentrieren ist es keine sichere Sache. Bei allen anderen schlägt spätestens im letzten Drittel des Zyklus der Alltag zu.
    Um trotzdem eine progressive Steigerung der Trainingsbelastung hinzubekommen, ist ein unvoreingenommenes paar Augen mit dem richtigen Fingerspitzengefühl für Deine Trainingsbelastung große Hilfe. Ein erfahrener Trainier der Deinen Trainingsfortschritt im Auge behält kann lange bevor Du selbst bemerkst das Du dich übernimmst Gas rausnehmen und so Übertraining verhindern. Ebenso erkennt er vor Dir wann der richtige Zeitpunkt ist wieder eine Schippe drauf zu legen.
  • Zyklisierung – Zwischenziele definieren:
    Dein endgültiges Ziel solltest Du zwar immer selbst festlegen, aber bei der Einteilung deiner Zwischenziele und Trainingszyklen verlässt Du Dich lieber auf Deinen Trainer – er kann objektiver beurteilen wie die nächsten Schritte aussehen müssen und erkennt wann es Zeit ist vorzupreschen und wann eine ruhigere Phase angesagt ist.