Ein altes Haus verfällt hat einfach… oder?

Unser Stand auf den Gilchinger wartet auf die ersten Besucher…

Gestern war in Gilching Herbstmarkt. Wie jedes Jahr war auch ich mit einem großen Stapel Bretter und einer handvoll Kettlebells ist dabei. Auf solchen Veranstaltungen ergeben sich – vor allem wenn das Wetter so perfekt ist wie gestern – immer gute Gelegenheit sich mit Leuten zu unterhalten und so Interesse für den Sport zu wecken. Einen großer Teil dieser Gespräche führe ich mit älteren Mitbürgern, diese sind meist zugänglicher und freuen sich über eine Unterhaltung. Was mich dabei immer etwas traurig macht ist das Selbstverständnis unserer Zeitgenossen jenseits der 50. Obwohl mir die meisten zustimmen das Bewegung extrem wichtig ist, sind sie gleichzeitig der Ansicht das es für sie selbst schon zu spät ist. Fast alle haben aufgegeben, und akzeptieren den fortschreitenden schreitenden Verfall ihres Körpers als Gott gegeben und unumkehrbar.

Dabei gibt es eine Unzahl von Beispielen wie Menschen mit massivsten körperlichen Gebrechen es aus eigener Kraft geschafft haben ihre Beschwerden los zu werden oder zumindest besser mit ihnen leben zu können. Woher kommt diese fatalistische Einstellung? Warum lassen so viele Menschen zu das Ihr Körper sich nach und nach in ein Gefängnis der Schwäche und des Leids verwandelt?
Wer merkt das sein Dach undicht wird, tut doch auch alles um Abhilfe zu schaffen. Wie kann es sein das wir da mit Haus in dem unsere Seele lebt weniger achtsam umgehen?
Wer bemerkt das in seinem Auto Warnlampen angehen, fährt doch auch in den Werkstatt.  Warum sind wir weniger bereit die Signale unseres einzigen Körpers den wir in diesem Leben haben werden zu beachten als die eines technischen Alltagsgegenstandes den wir eh alle paar Jahre ersetzen?

Müssen alte Häuser verfallen?

Menschliches Verhalten ist nicht immer logisch, auch wenn wir uns das nicht gerne eingestehen. Es basiert auf erlernten Mustern. Wer einen Dachdecker oder einen Auto-Mechaniker beauftragt, bekommt zwar nicht immer sofort eine zufriedenstellende Lösung seines Problems, kann sich aber sicher sein, das mit ein ausreichend Geduld und Geld eine Lösung gefunden wird.

Wer aber mit einem medizinischen Problem nach Hilfe sucht, der machst sich oft zum Versuchskaninchen. Ich scherze gerne dass bei allen Beschwerden, die unklarer sind als ein offener Knochenbruch, die Aussichten eine klare Diagnose zu bekommen nicht gut sind. Das ist natürlich Unsinn, die Medizin leistet mittlerweile unglaubliches! Allerdings ist der menschliche Körper auch ein unerhört komplexes System in dem oft verschiedene Einflüsse sich gegenseitig verstärken, aufheben oder verschleiern. Es ist somit einfach zu viel verlangt von den Herrschaften in Weiß einfache Lösungen zu erwarten. Der einzige der sicher eine Lösung finden kann, ist jeder selbst.

Ich bin der festen Überzeugung das jeder es selbst in der Hand hat seinen Körper auch in der zweiten Lebenshälfte instand zu halten. Hierfür müssen wir einige einfache Regeln beachten:

Ist der Rollator wirklich unausweichlicht – oder ist es einfach nur Glück?

  • Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not:
    Jeder Hausbesitzer legt für den Fall das das Dach undicht wird, oder die Heizung ausfällt regelmäßig etwas Geld zurück. Die gleiche Strategie funktioniert auch für unseren Körper: die zweitbeste Alternative ist es noch etwas mehr Geld zurückzulegen um neben der Dachsanierung auch noch die medizinischen Massagen bezahlen zu können die die Krankenkasse nicht übernimmt. Besser funktioniert meines Erachtens ein Guthaben an Kraft und Gesundheit anzusammeln. Wer einen leistungsfähigen und gesunden Körper sein Eigen nennt, der reduziert die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten und Beschwerden. Selbst wenn doch ein mal etwas schief geht, erholt sich ein starker und gesunder Körper wesentlich schneller.
    Ich habe selbst Beispiele von Menschen erlebt, die jenseits der 70 angefangen haben zu „sparen“ und so ihre späten Jahre in Kraft und Gesundheit verbringen konnten.
  • Lies die Gebrauchsanweisung!
    Wer sich ein neues Auto kauft, studiert in der Regel die Gebrauchsanweisung oder setzt sich mit seinem neuen Schmuckstück auseinander um zu lernen wie es funktioniert und möglichst lange Freude daran zu haben. Bei unserem Körper verwenden wir in der Regel eher die „Versuch und Irrtum“-Strategie, was oft zu schlechten Gewohnheiten und langfristig zu Problemen führt. Ich wäre ja dafür schon in der Grundschule den Kindern beizubringen wie richtig heben und sitzen um ihre Wirbelsäule gesund zu erhalten – aber lieber spät als nie!
    Lerne DEINEN Körper kennen – lerne was ihm gut tut und was nicht. Finde heraus was er braucht um gesund und kräftig zu bleiben – und dann gib es ihm.
  • Es ist nie zu spät!
    Mein Motto lautet: Zu spät ist es erst wenn der Sarg zugenagelt wurde. Klar ist es schwerer sein Bewegungs-Guthaben aufzufüllen wenn  Dein Körper schon ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho hat – aber mit kleinen Schritten geht es immer. Das einzige – und das ist leider auch der Grund warum so viele scheitern ist die Regelmäßigkeit.  Wer sein Training dem Zufall überlässt, bekommt auch zufällige Ergebnisse (meistens keine die man auch merkt). Training findet nicht in einer Woche, einem Monat oder 3 Monaten statt, sondern über Jahre. Wer dran bleibt erreicht etwas – immer! Manchmal sind die Ergebnisse auf den ersten Blick unscheinbar – z.B. keine Rückenbeschwerden jenseits der 40 – aber sie sind garantiert da.

Wir sagen den Verfall den Kampf an!

Älter wird jeder – das ist eine Tatsache an der sich nicht rütteln lässt. Was aber nicht passieren muss ist das Alter auch mit körperlichem Verfall einher geht. Egal wie alt Du Dich im Augenblick fühlst, solange Du Deinen Körper regelmäßig und im Rahmen seiner aktuellen Möglichkeiten forderst, wird er Dich nicht im Stich lassen. Die Beispiele für diese These sind Legion – und jeder der es wirklich möchte kann selbst eines sein. Bleib dran und bewege Dich – jeden Tag. Ob Du dafür eine Kettlebell benutzt oder etwas anderes machst spielt keine große Rolle (Obwohl Kettlebell natürlich das beste ist ;-). Wichtig ist das Dein Training dir hilft Deine Alltags-Defizite auszugleichen ohne Deinen Körper zu überfordern.

Ein gesundes und kraftvolles Leben wünsche ich.