BWS – die am meissten unterschätzte Problemzone

Die Brustwirbelsäule oder BWS ist der Teil der Wirbelsäule, der zwischen der Halswirbelsäule (HWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS ) liegt. In unten gezeigter Illustration sind die drei Abschnitte der Wirbelsäule verschiedenfarbig gekennzeichnet: Die Lendenwirbelsäule ist blau dargestellt, die Brustwirbelsäule rot und die Halswirbelsäule in gelb.

Die BWS ist der Rot eingefärbte Bereich der Wirbelsäule

Die BWS ist der Rot eingefärbte Bereich der Wirbelsäule

In unserem Körper wechseln sich von unten nach oben gesehen mobile und stabile Strukturen miteinander ab. Die Zehen sind ein mobiler Bereich, das Fußgewölbe stabil, das Sprunggelenk sollte mobil sein während das Knie, das ja nur in einer Achse beweglich ist, als stabiles Gelenk zählt. Die Hüfte wiederum im Idealfall ein mobiles Gelenk, während Becken und LWS optimaler weise eher fest sind. Die Brustwirbelsäule sollte folglich möglichst mobil sein. Wegen unseres sitzenden Lebensstils ist genau das leider bei einem Großteil der Bevölkerung nicht der Fall.

Der Domino Effekt

Wenn ein Bereich, der mobil sein sollte, seine Beweglichkeit verliert, müssen die Angrenzenden dies kompensieren, sodass es zu einer kompletten Umkehr der Bewegungskette kommen kann. Das hat ein aller Regel zur Folge, dass es irgendwo entlang der Bewegungskette zu Überlastungen kommt. Diese Überlastungen müssen sich nicht zwangsläufig in direkt angrenzenden Bereichen zeigen, sondern können sich ohne Weiteres auch in weit entfernten Strukturen manifestieren. So kann eine Steifigkeit in der HWS zu Kniebeschwerden führen oder eine eingeschränkte Hüfte zum Kollabieren des Fussgewölbes führen.

Die BWS wird häufig unterschätzt

Schon alleine, dass die Brustwirbelsäule mobil sein sollte, ist den wenigsten Zeitgenossen klar – bei Hals und Hüfte leuchtet es uns ja noch ein – aber die BWS?  Ja, auch diese sollte möglichst mobil sein wie Pia auf dem Foto unten schön demonstriert.
Pia Scherenberger RKC Team Leader demonstriert eine bewegliche BWS

Pia Scherenberger RKC Team Leader demonstriert eine bewegliche BWS

Beim Kettlebell Training ist die Mobilität der Brustwirbelsäule nach meiner Erfahrung eines der häufigsten Probleme, mit dem gerade Fortgeschrittene zu kämpfen haben. Anfänger haben häufig mit der Mobilität der Hüfte oder der Stabilisierung des Rumpfes zu kämpfen – beide Probleme fallen in aller Regel schon in der ersten Stunde auf und können darum schnell behoben werden. Bei der BWS ist das leider anders – wenn die Einschränkung nicht stark ausgeprägt ist, kommt man bei Swing und Get Up mit leichteren Hanteln in der Regel recht gut zurecht – erst wenn die Hantel dann grösser werden, kommt dieses Handicap dann voll zum tragen. Wie mein ehemaliger Team Leader Mark Reifkind zu sagen pflegte „it’s all easy ‚til it gets heavy“ (alles ist einfach, bis die Hanteln schwerer werden).
Im meinem Big Six – Workshop für Fortgeschrittene ist die Brustwirbelsäule dann auch eine der am häufigsten angesprochenen Problemstellungen.

Mobilität der Brustwirbelsäule verbessern

In den folgenden Videos beschreibe ich einige Übungen die ich als sehr effektiv kennengelernt habe.

Mit dem Foam Roller

Diese Übung ist ein passiver Stretch mit dem viele meiner Schützlinge und auch ich persönlich extrem gute Fortschritte gemacht habe. Um ihn auszuführen braucht es einen Foam Roller wie er für die Triggerpunkt Massage benutzt wird und ein freies Stück Boden. Im folgenden Video beschriebe ich die Ausführung und einige Varianten:

Wall Sit

Ein aktiver Stretch, der die Schulter und die Brustwirbelsäule gleichermaßen trifft.

Hand Ballancer Drill

Ein einfacher und schneller Stretch der vor allem die Überkopf-Position verbessert.

RKC Halo

Ein belasteter Stretch der Schultern und Brustwirbelsäule bearbeitet.

Viel Erfolg, bitte berichtet in den Kommentaren von Euren Erfahrungen.

About Florian

Als einer der ersten RKC Kettlebell Instruktoren in Deutschland ist Florian ständig dabei seine Fertigkeiten im Umgang mit der Kettlebell und sein Wissen zu erweitern. Im vorliegenden Blog berichtet er sein seit 2012 von seinen Erfahrungen und gibt Tipps für den Umgang mit der Eisenkugel, fürs eigene Training und vieles mehr.
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One Response to BWS – die am meissten unterschätzte Problemzone

  1. Oliver says:

    Hallo Florian,
    ich kann Deinem Artikel nur zustimmen. Bei meiner letzten ärtzlichen Untersuchung, habe ich mir den Satz :“Nackenmuskellatur verspannt, Brustwirbelmuskelatur zu schwach und Lendenwirbelmuskelatur sehr stark“ anhören dürfen. Ein klares Abbild meines Trainings, ist mir dann auch klar geworden. Nun darf ich neben der fehlenden Mobilität auch Kraft aufbauen. Hilft ja auch meiner Wirbelsäule. Hast Du dafür Übungen? Vielen Dank und viele Grüsse Oli

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