Umgang mit chronischen Verletzungen im Sport – ein Erfahrungsbericht

Fast jeder Sportler, der nicht mehr in der Jugend-Liga spielt und sein Training ernst nimmt kennt sie: Diese lästigen kleinen Zipperlein, die irgendwie immer wieder kommen und sich partout jeglicher Behandlung widersetzen. Oft sind sie eher lästige Kleinigkeiten, die nerven, mit denen man aber klar kommen kann. Aktuell ist es bei mir gerade ein recht verletzungsanfälliges  Handgelenk und ein lästiger sogenannter Golfer-Ellenbogen (natürlich am anderen Arm). Solche Unannehmlichkeiten begleiten mich praktisch seit ich regelmäßig seit ich trainiere und natürlich sehe ich sie auch immer wieder bei Schülern und Trainingspartnern.

Solange eine solche chronische Verletzung im Status des lästigen Ärgernisses bleibt, ist es doof, aber auch nicht weiter schlimm. Meine Strategie für diese Fälle ist normalerweise sie zu ignorieren, und mich ab und an darüber zu ärgern – diese Strategie hat bei mir NOCH NIE FUNKTIONIERT, und wird es vermutlich auch in Zukunft nicht tun. Keine Ahnung wie alt ich noch werden muss bis es mir gelingt mein Verhalten diesbezüglich zu ändern. Mein Glück ist, das ich diese Strategie nicht wie andere bis zum bitteren Ende verfolge, sondern in der Regel rechtzeitig umschwenke bevor bleibender Schaden entsteht.

Sind die Beschwerden erst ein mal intensiv oder lästig genug das es sich  nicht länger ignorieren lässt muss eine Lösung her –  und meistens geht man dafür zum Arzt. Diese „Kurzschlusshandlung“ hat mich schon so manchen Schüler gekostet, und das finde ich jedes mal wirklich tragisch. Es trifft nämlich nicht diejenigen, die kurz vorbeischneien, sich ein paar mal blicken lassen und dann in der Versenkung verschwinden – für chronischen Verletzungen muss man sich nämlich richtig ins Zeug legen. Die bekommen nur die Motivierten, die Fleisigen, die, die sich entwickeln wollen – also die um die es wirklich schade ist!

Seit ich mein Studio leite habe ich einige solche tragischen Fälle beobachten müssen aber ich habe auch einige (mich selbst eingeschlossen) erlebt die es geschafft haben solche Handicaps zu überwinden. Aus diesen Beobachtungen habe ich einige Schlüsse gezogen, die ich heute mit Euch teilen will. ACHTUNG: es handelt sich dabei weder um die Ergebnisse klinischer Studien, noch um ärztlichen Rat.

Meine Theorie zur Entstehung chronischer Verletzungen

Chronische Verletzungen sind Überlastungs-Verletzungen, die sich über einen längeren Zeitraum aufbauen. Für den betroffen treten sie darum  häufig spontan und ohne erkennbare Ursache auf. Sind die erst mal da, reicht meist eine minimale Be-/Überlastung des entsprechenden Bereiches um die Verletzung wieder aufflammen zu lassen. Wenn man sich die betroffenen Bewegungsmuster genau anschaut, dann ist in aller Regel eine asymmetrische Komponente mit im Spiel. Damit will ich sagen, dass die gleiche Bewegung auf der anderen Körperhälfte anders abläuft als auf der betroffenen Seite. Es ist dabei nicht gesagt, das der Ort an dem die Schmerzen auftreten, der gleiche ist, der die Verletzung verursacht. Wie oben schon erwähnt ist eine solche Verletzung nichts was man einfach hinterher geschmissen bekommt – dafür musst Du echt arbeiten.
Also Doch? „Sport ist Mord?!?“ – lieber spazieren gehen und ja keine schweren Sachen anfassen oder ruckartige Bewegungen machen?
Meiner Meinung nach dient uns der Sport als Früherkennung. Solange wir (relativ) jung sind, sind die Selbstheilungskräfte des Körpers sehr stark. Überlastungen werden so schnell kompensiert, das es sie bei Sportlern unter 25 chronische Beschwerden eigentlich nur bei den aller ambitioniertesten gibt. Nach dem unser Körper aber das erste Viertel-Jahrhundert Reifezeit hinter sich hat, beginnt die Regenerationsfähigkeit langsam das Rennen gegen die täglichen Belastungen zu verlieren. Bei einem Sportler, der regelmäßig an seine Grenzen geht, ist das natürlich früher der Fall, als bei jemandem der seinen Körper nur braucht um den Kopf täglich zur Arbeit zu tragen.
Aber genau hierin liegt die Chance für uns Sportler: Wir werden wesentlich früher auf unsere Schwachstellen aufmerksam und können lernen damit umzugehen. Allein in Deutschland werden jährlich 25000 künstliche Hüftgelenke verbaut. Belastbare zahlen zur Alters-Demografie habe ich leider keine gefunden, aber meisten Patienten sind wohl zwischen 50 und 75 Jahren.

Eine kleine Geschichte meiner Hüfte

Meine Hüfte ist gleichzeitig meine Stärke und meine Schwäche. Schon als Baby, so haben mir meine Eltern erzählt, wurde bei mir eine Hüftdysplasie diagnostiziert und ich musste zur Korrektur die damals übliche Spreizhose tragen. In meiner Kindheit und Jugend geriet dieses Kapitel dann fast in Vergessenheit, da in dieser Zeit keinerlei Symptome auftraten. Sportlich war ich bis ins frühe Erwachsenen Alter weder sehr aktiv noch völlig inaktiv – einfach Durchschnitt. Als ich dann mit Anfang 20 das Tae Kwon Do Training intensiver aufnahm, erkannte mein Trainer recht schnell meine „freie“ Hüfte. Ich konnte in kurzer Zeit ziemlich hoch kicken ohne groß dafür arbeiten zu müssen. Was die statische Beweglichkeit anging, ging es nicht so leicht – was ich aber mehr

Mit dem Single leg Deadlift bekam ich oft Hüftprobleme

auf meinen fehlenden diesbezüglichen Einsatz schiebe als auf meine Physiologie. Als ich dann nach einigen Jahren Tae Kwon Do Training meinen Ehrgeiz darauf richtete endlich senkrecht kicken zu können, begann ein wahrer Eiertanz, bei dem ich die Möglichkeiten meines Hüftgelenks kennen lernen durfte. Der Zyklus lief etwa so: 2-3 Wochen mit guten Fortschritten dehnen (ca 15-20 cm zum Boden). Ab Woche 3 begann ein leichtes Gefühl der Instabilität in der linken Hüfte – das ich nach bewährtem Rezept ignorierte und weiter dehnte! Irgendwo zwischen Woche 4 und 6 war ich dann fast im Spagat (5 cm Bodenabstand) und mein linkes Hüftgelenk war so lose, das ich beim aussteigen aus dem Auto darauf achten musste das es nicht aus dem Gelenk springt (ist zum glück nie passiert, war aber ziemlich knapp). An diesem Punkt setzte dann in regelmäßig mein Selbsterhaltungstrieb wieder ein und ich pausierte meine Bemühungen bis die Hüfte wieder stabil war. Erst Anfang 30 nach etwa 4 Jahren und ich-weiß-nicht-wie-vielen solchen Zyklen und vielen Ratschlägen von erfahrenen Trainings-Kameraden fand ich mich damit ab, das es mit meiner Hüfte wohl nicht möglich ist den Voll-Spagat zu erlernen.
Bevor ich den Rest der Geschichte erzähle, noch ein paar kurze was-wäre-wenn-Spielchen:

  • Hätte mein Selbsterhaltungstrieb mich nicht regelmäßig davor bewahrt zu weit zu gehen, hätte ich meine Linke Hüfte ziemlich sicher schon in den späten 20ern zerstört.
  • Hätte ich nicht irgendwann eingesehen das ich auf diesem Weg wohl noch nie zum Ziel komme – würde ich ziemlich sicher heute meinen Beruf als Tae Kwon Do Trainer nicht ausüben.

Lange dachte ich – meine Hüfte kann das nicht…

Nachdem Selbsterhaltungstrieb, Faulheit, gute Ratschläge oder der simple  Umstand das unser Großmeister nichts von Wettkämpfen hält mich vor grösserem Schaden bewarten, trainierte ich noch einige Jahre weiter, machte meinen Schwarzgurt, eröffnete meine Schule und lernte irgendwo auf dem ein altes russisches Trainingsgerät kennen –  die Kettlebell. Zunächst gab die Kettlebell meinem Training einen gehörigen Schub, ich wurde stärker, schneller und auch beweglicher – wenn auch nicht in der Hüfte. Im Zuge meiner RKC-Vorbereitung traten dann wieder Hüftprobleme auf – diesmal wurde nicht die Hüfte locker, sondern das Iliosakralgelenk (ISG) „verklemmte“ sich regelmäßig nach intensiven Swing oder Snatch Sessions. Diese Beschwerden waren nicht dramatisch, aber doch ziemlich lästig – denn ich musste jedes mal für ein paar Tage langsam machen damit sich alles wieder beruhigen konnte. Woher das Problem kam, fand ich damals noch nicht heraus – aber zumindest fand ich ein paar Dehnungsübungen die es mir Erleichterung verschafften. Heute glaube ich zu wissen, das meine Probleme beim Swing aus einer Schutzreaktion auf mein falsches Dehnen resultierten – dadurch war nämlich die Stabilisierungs-Muskulatur der links ständig so verhärtet, dass die intensiven Hüftstreckungen bei Swing und Co. eher mein ISG aufbogen als die Hüfte vollständig zu öffnen. Da ballistische Kettlebell Übungen naturgemäß sehr schnell ablaufen, konnte ich diesem Zusammenhang aber damals noch nicht erkennen.

Wieder einige Jahre später entdeckte ich die Langhantel als Ergänzung für mein Training, vor allem das Kreuzheben übt seit dem eine ziemliche Faszination auf mich aus – auch wenn ich nach wie vor ziemlich schlecht darin bin. Das Kreuzheben, stellte sich heraus, ist für meine Hüfte Swing x 10. Sobald ich die grundlegende Technik gemeistert hatte und begann das Gewicht zu steigern, fingen die Probleme an. Das Gewicht mit dem ich damals arbeitete war nur knapp über dem eigenen Körpergewicht – in KdK Dimensionen also Anfängerniveau –  und doch  traten nach fast jeder Session die Symptome auf die ich schon von der Kettlebell her kannte. Über einen Zeitraum von etwa 2,5 Jahren experimentierten, ignorierte, fluchte und trainierte und hinkte ich bis irgendwann eine weitere Komponente meines Trainings einen neuen Auftritt hatte: Die Beweglichkeit der Hüfte. Im zarten Alter von 39 Jahren bemerkte ich, das meine Hüfte mittlerweile nicht mehr so beleidigt auf Dehnung reagierte wie in meinen Zwanzigern. Ohne konkrete Absicht, testete ich, wie weit ich es denn treiben könne und saß ziemlich pünktlich zu meinem 40-sten Geburtstag zum ersten mal in meinem Leben im Spagat. Das dadurch erworbene neue Gefühl für die Mechanik meiner Hüfte und die Erfahrungen aus dem Kreuzheben zusammen genommen brachten mich endlich auf den oben schon beschriebenen Zusammenhang, und meine Beschwerden sind heute zwar nicht völlig verschwunden, aber doch so sicher unter Kontrolle, das ich swingen, Kreuzheben und grätschen kann ohne dabei Probleme zu bekommen. Zu meinem selbst gesteckten Ziel mein 2-faches Körpergewicht aufzuheben fehlen mir zwar immer noch so 30 kg – aber ich habe ja noch Zeit.

Ein Wort zu Ratschlägen

Natürlich habe ich während meiner langen Odyssee viele Leute – Ärzte wie Trainer – um Rat gefragt. Oft habe ich wertvolle Hinweise bekommen – manchmal aus den unwahrscheinlichsten Quellen. Teils musste ich feststellen das selbst die hochkarätigsten Spezialisten keine befriedigenden Antworten hatten. Manchmal ergab eine Information erst nach langer Zeit den entschiedenen Impuls wenn weitere Informationen dazu kommen. Ich würde jede Frage wieder stellen, und vielleicht lieber noch mehr. Nur bei einer Sache bin ich in all der Zeit konsequent geblieben: wann immer mir einer sagt ich soll doch einfach lassen was ich vorhabe war das Gespräch für mich vorbei.

Was ich daraus schließe

Nun habe ich Dich lieber Leser lange genug mit meiner Geschichte gelangweilt. Jetzt will ich Dir auch noch sagen was ich daraus für den Umgang mit chronischen Verletzungs-Zuständen ableite.
Ich könnte noch weitere Beispiele bringen, von erfolgreichen und weniger erfolgreichen.  Aber keine Angst – ich komme gleich zur Sache!

5 Tipps für den Umgang mit chronischen Verletzungszuständen:

  • Wenn ignorieren bei ersten mal nicht funktioniert hat, tut es das auch in Zukunft nicht! (hier bin ich noch nicht gaaanz sicher 😉
  • Jede chronische Verletzung hat eine Ursache – finde sie!
  • Die Ursache ist eine Gewohnheit – und die musst Du ändern!
  • Nimm Dir Zeit – gib nicht auf! – Du hast lange gebraucht Dich kaputt zu machen, erwarte nicht das sich plötzlich alles auflöst.
  • Lass Dir von niemandem sagen was Du nicht kannst!

Zum Abschuß noch ein Zitat von Senecca:

„Man gehe gegen den Schmerz an, denn man wird besiegt wenn man weicht.“

In diesem Sinne, frohes Suchen!

Dein Flo.

Was Du unbedingt können musst …

als Trainer beschäftige ich mich naturgemäß viel mit Trainingsmethoden. Gerade im Zeitalter des Internets werden wir regelrecht damit überschwemmt. YouTube, Facebook und Co. liefern unzählige narrensichere Trainings-Innovationen. Von vollkommenen Unsinn, bis zu ins letzte Detail ausgearbeiteten Programmen mit solidem wissenschaftlichen Fundament ist alles zu haben. Die Unterscheidung welches Programm zu welcher Kategorie gehört ist für Laien fast unmöglich, höchstens anhand der Referenzen der jeweiligen Autoren lässt sich die Qualität feststellen. Die gute Nachricht an dieser Stelle ist das für den größten Teil der Bevölkerung praktisch jedes Programm eine Wirkung erzielt zumindest für einige Wochen. Die meisten Zeitgenossen machen so wenig Sport dass jede regelmäßige Bewegung automatisch zu einer Verbesserung führt. Dieses Thema habe ich im früheren Artikel schon vielfach besprochen und möchte hier gar nicht weiter darauf eingehen.

Eines haben aber alle diese Programme gemeinsam: Sie alle verfolgen irgend ein Ziel. Je nachdem welchen Hintergrund der Autor hat, ist es mal eine bestimmte Leistung in einer bestimmten Übung, ein bestimmtes Spiegelbild o. ä. Das Verkaufsargument für alle diese Methoden ist in der Regel die Geschwindigkeit mit der das jeweilige Ziel erreicht werden kann.

Natürlich ist die Zieldefinition für nachhaltigen Trainingserfolg essenziell – wer sich auf die Reise macht und nicht weiß wohin wird mit großer Wahrscheinlichkeit niemals ankommen. Trotzdem bleibt zu berücksichtigen, dass jede dieser Zielvorgaben erst mal  nicht die des Lesers/Anwenders sondern die des Autoren/Entwicklers sind. Darum ist es so wichtig bei jedem Programm erst einmal abzuchecken ob es Dir den wirklich bei Deinen persönlichen, übergeordneten Zielen helfen kann. Nichts ist frustrierende als nach langem Aufstieg festzustellen, dass man seine Leiter ans falsche Gebäude gelehnt hat.

Optische Zielvorgaben

Programme die implizit oder explizit optische Verbesserungen zum Ziel haben, kommen in der Regel aus dem allgemeinen Fitnessbereich oder den Bodybuilding. Ob die Zielvorstellung nur

Körperfett einstellig? - für viele das ultimative Ziel

Körperfett einstellig? – für viele das ultimative Ziel

unterschwellig durch die beliebten vorher/nachher Bilder vermittelt wird, oder ob konkrete, messbare Vorgaben gemacht werden spielt keine Rolle. Wichtig ist hier zu wissen das, wie Master RKC Max Shank sagt wir alle wundervolle, individuelle kleine Schneeflocken sind. Will meinen jeder ist anders, und hat andere Voraussetzungen. Natürlich ist es theoretisch für jeden möglich die Idealfigur mit <8 % Körperfett zu erreichen. Nur der Weg, und damit der Aufwand, den der einzelne betreiben muss unterscheidet sich dramatisch. Schon allein anhand des Knochenbaus lässt sich klar erkennen das schlanke und leicht gebaute Menschen es wesentlich einfacher haben werden als solche die schwerer gebaut sind. Unsere durch Hochglanzmagazine und Hollywoodstreifen beeinflusste Erwartung, ist das Fitness und Gesundheit auch gleichzeitig eine optimale Physis beinhalten. Dem ist nicht so. Zwar begünstigt ein schlanker, muskulöser Körper Gesundheit und Leistungsfähigkeit-aber ist keine Voraussetzung. Allein bei den letzten Olympischen Spielen konnte man sehen dass einige der Spitzenathleten weit von unserem heutigen Schönheitsideal entfernt sind.

Wenn Du also das Ziel verfolgst Deinen Körper optisch zu vervollkommnen, dann mach Dir bitte vorher bewusst zu welchem Körpertypen Du gehörst. Nur so kannst Du realistische Ziele für Dich finden und diese erreichen.

·         Wenn Du, als untersetzter Mensch, mit der Zielvorstellung eines Supermodels im Kopf trainierst, ist Frustration vorprogrammiert.

·         Umgekehrt, kannst Du als schlanker, leicht gebauter Mensch kaum erwarten die Physis oder Leistungsfähigkeit eines Schwergewichts zu erreichen – es ist in Deinen Genen nicht angelegt.

Strebst Du nach unrealistischen Zielen, wirst Du die falschen Werkzeuge nutzen, den falschen I dealen hinterherlaufen und auf dem Weg vermutlich sehr unzufrieden sein. Finde Deine individuellen Stärken, und nutze diese als Leitfaden (ohne dabei natürlich Deine Schwächen zu vernachlässigen).

Leistungskennzahlen

1/2 BW Press? Was muss, das muss - oder doch nicht?

1/2 BW Press? Was muss, das muss – oder doch nicht?

eine andere Art von Quellen, nutzt Leistungskennzahlen um Ziele zu definieren. Obwohl dies in meinen Augen die sinnvollste Variante der Trainingssteuerung darstellt, ist auch diese mit Vorsicht zu genießen. Am Anfang schon geschrieben, ist die Zielvorgabe immer in erster Linie die von demjenigen der sie sich ausgedacht hat. Bevor Du Dir also Ziele wie Dein halbes Körpergewichts einhändig über Kopf zu drücken (Militäry Press) oder Dein zweifaches Körpergewicht vom Boden aufzuheben (Kreuzheben) zu eigen machst, überlege ob der Aufwand solche Ziele zu erreichen sich für Dich auch rechnet.

Genau wie im oberen Abschnitt ist es auch hier: theoretisch kann jeder diese Ziele erreichen-es ist nur eine Frage des Aufwands. Für jemanden der von Natur aus breite Schultern und kurze Arme hat, ist es verhältnismäßig leicht mit ein wenig Training die Hälfte des eigenen Körpergewichts über Kopf zu drücken. Hast Du aber schmale Schultern und lange Arme, wirst Du schon sehr gezielt daran arbeiten müssen dieselbe Leistung zu erreichen. Auch ist es für leichtere Personen nach meiner Erfahrung einfacher solche relativen Kraftleistungen zu erbringen wie für schwere. Das gleiche gilt natürlich auch in allen anderen Übungen. Deine individuelle Physiognomie prädestiniert Dich für bestimmte Übungen bzw. Aktivitäten – und steht der bei anderen im Weg. Eine lange Wirbelsäule zum Beispiel ist in vielen Lebenslagen eine tolle Sache, für einen Kraftdreikämpfer ist die eher hinderlich.

Keine Zielvorgaben

solltest Du einmal über ein Programm, oder eine Methode stolpern die keinerlei Zielvorgaben macht (mit anderen Worten keine Ziele verfolgt), kannst Du dieses getrost ignorieren. Für den Wiedereinstieg nach langer sportlicher Abstinenz, lassen sich solche Programme zwar durchaus benutzen-sie verlieren aber nach anfänglichen Erfolgen in der Regel sehr schnell ihre Wirkungsfähigkeit. Solche Programme ziehen auf den Teil der Bevölkerung, der gerade eben erkannt hat, dass er nach Jahren des körperlichen Verfalls endlich wieder aktiver werden muss. Diese Zielgruppe muss A „irgendwas“ tun und B darauf achten sich nicht zu überlasten – hier funktioniert erst mal alles. Solange mehr gemacht wird als vorher gibt es zwangsläufig (irgendwo) Verbesserungen.

Bevor Du Dich auf den Weg machst…

Nicht jedes Ziel muss zwangsläufig Deines sein...

Nicht jedes Ziel muss zwangsläufig Deines sein…

bevor Du also Deine Ziele festlegst, und alles daran setzt diese zu erreichen, mache Dir erst klar wo Deine Stärken und Schwächen und vor allem Deine übergeordneten Ziele liegen. Irgendwer hat einmal zu mir gesagt der Schlüssel zum Erfolg sei es seine Stärken zu kennen und an seinen Schwächen zu arbeiten –  ich denke das war ein guter Rat.

 

Eine sinnvolle, universell anwendbare Zielvorgabe, definiert zum Beispiel der Funktional Movement Screen (FMS). Dieser ist sicher nicht perfekt, bietet aber immerhin einen guten Anhaltspunkt. Wer hier bei allen Tests mindestens eine Note 2 (symmetrisch) erreicht, kann sich relativ sicher das in Seinem Bewegungsapparat keine versteckten Zeitbomben schlummern.
Jedes quantitative Ziel (1/2-BW Press, Snatchtest, Double-BW Kreuzheben etc.) dagegen, muss immer mit den eigenen Übergeordneten Zielen abgeglichen werden – auch wenn es noch so logisch und erstrebenswert erscheint. Ein Ziel zu erreichen bindet immer Ressourcen und die sind bei jedem von uns limitiert.

In diesem Sinne -Viel Erfolg bei der Auswahl und dem Erreichen Deiner Ziele.

Dein Flo.

Training im Sommerurlaub

Jedes Jahr freuen wir uns auf den  Sommerurlaub – so schön es ist ein paar Wochen dem Alltag zu entfliehen, so ärgerlich können die dadurch entstehenden Trainingspausen sein. Eine Woche Pause, wenn sie entsprechend eingeplant werden kann, kann sie Dir sogar einen entscheidenden Schub nach vorne verpassen so das dannach schon mal ein neuer PR klappt. Auch zwei Wochen werfen Dich in der Regel nicht zurück, zwar sind bereits erste Verluste spürbar – allerdings werden diese noch von der Erholung ausgegelichen, so Das Du normalerweise annähernd da wieder ansetzen kannst wo Du vor dem Urlaub warst. Auf alle fälle ist langfristige Planung angesagt – kommt eine Pause willkürlich mitten in einem Zyklus, kannst Du selten davon profitieren, hast Du Deinen Trainingsplan darauf eingestellt, profitiertst Du.
Wenn Du das Glück hast länger als zwei Wochen in Urlaub gehen zu können, dann ist es empfehlenswert im Urlaub ein Alternativprogramm zu fahren, sonst verlierst Du mühsam erarbeitete Fortschritte. Klar kannst Du Dir auch für kürzere Trips ein eigenes Urlaubs-Programm überlegen, aber nötig ist es nicht unbedingt.

Wie könnte so ein Urlaubsprogramm aussehen?

Wenn Du Zugang zu einem Gym am Urlaubsort hast, oder die Möglichkeit genügend Kettlebells mitzunehmen, dann ist es recht einfach – bleib so nahe wie möglich an Deinem angestammten

Papa's Gepäck

Papa hat für den Urlaub gepackt!

Programm. Dadurch läuft Dein Training mehr oder weniger weiter und Du hast quasi einfach nur eine Entlastungswoche eingebaut:

  • Wenn Dir die Langhantel für’s Kreuzheben fehlt:
    Selbst in den best ausgestatteten Hotel-Gym’s habe ich (bis auf eine Ausnahme) noch nie genug Scheiben gesehen um sinnvoll Kreuzheben zu trainieren. Um diese wichtige Basisübung temporär zu ersetzen, kannst Du entweder Single Leg Deadlifts oder schwere Swings machen.
    Wenn Du wie bei Flugreise ganz auf Gewicht verzichten musst, kannst Du Dich an der Brücke versuchen – diese trainiert den Rücken zwar etwas anders, aber sicher nicht schlechter. Die im Urlaub erarbeitete Flexibilität in der BWS wird Dir danach sicher gute Dienste leisten 😉
  • Keine Klimmzugstange:
    Dieses Problem, kann es außer bei einem Sahara-trip eigentlich nirgends geben. Bäume stehen praktisch überall herum – viele Spielplätze bieten Möglichkeiten (manchmal musst Du halt wegen der fehlenden Höhe auf den L-Sit Klimmzug ausweichen). Im Gebirge kannst Du einfach klettern gehen. Wer’s ganz profimäßig haben will besorgt sich einfach ein paar Ringe die sich fast an jedem Baum aufhängen lassen (diese hab ich kürzlich gekauft und kann ich empfehlen).
  • Military Press, Bankdrücken und Co.
    Wenn Du keine Schweren Kugeln mitnehmen willst oder kannst bzw die Flachbank inklusive Stange und scheiben einfach nicht mehr ins Auto passen kannst Du den gesamten Bereich „Oberkörper Drücken“ mit Liegestützen ersetzen. Manch einem genügt schon eine ganz simple Liegestütze, wem das zu langweilig ist oder wer sich unterfordert fühlt kann auf einarmige bzw. auf Handstand Liegestützen ausweichen. Mit einfachen, leicht transportierbare Tools wie den oben genannten Satz Ringe oder John Bruney’s Neuro Grips lässt sich der Anspruch ebenfalls schön steigern.
  • Squat und Co:
    Klar, ein ordentliches Squat-Rack sucht man in aller Regel am Urlaubsort vergebens aber zum Glück gibt’s ja genügend Alternativen die mit wenig Gewicht bzw. nur mit dem eigenen Körpergewicht auskommen. Schon mal was vom Airborne Lunge gehört? Wer es etwas spektakulärer mal, kann sich auch an der Pistol versuchen (Hier solltest Du allerdings schon gewisse Voraussetzungen mitbringen). Beide Variationen bieten Dir genügen Potential zum üben selbst für einen 6 Wochen Trip.

Du siehst, es braucht kein komplettes Gym um im Urlaub ein ausgewogenes Training zustande zu bringen. Lass Deine Kreativität spielen, genieße die Abwechslung. Nutzte die Zwangspause um Dich zu erholen und an Deinen Schwachstellen zu arbeiten.

Genieße Deinen Urlaub!

In Eigener Sache:

Lieber Leser, 

Ich werde immer wieder von Leuten angesprochen die mir sagen wie gut ihnen mein Blog gefällt. Ich freue mich jedes mal riesig darüber, hätte aber noch eine dringende Bitte an Dich als meinen Leser!
Ich investiere viel Zeit in diesen Blog, weil ich den Anspruch habe Euch hochwertige und umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen. Solche Artikel zu schreiben dauert seine Zeit.
Bitte helft mir, diese Zeit sinnvoll einzusetzen! Wenn Dir ein Artikel gefällt, nutze die die verschiedenen Möglichkeiten auf der Seite um es mich wissen zu lassen. Nur so kann ich herausfinden welche Art von Informationen Ihr von mir haben wollt. Wenn Du glaubst das einer meiner Artikel auch anderen helfen kann, teile ihn bitte mit Deinen Freunden und bekannten.
Wenn in einem Artikel etwas fehlt, Du eine Anregung hast oder anderer Meinung bist, nutzte bitte die Kommentarfunktion.
Sollte es Themen geben die Dir auf meinem Blog noch fehlen, dann schicke mir ein Email oder einen Kommentar!

Danke für Deine Hilfe, Dein Flo.

 

Vom ultimativen Athleten – ein Vortrag von Max Shank

Ich kenne Max nun schon einige Jahren und er hat mich von Anfang an beeindruckt. Das erste mal habe ich ihn auf einem Workshop getroffen, den er zusammen mit Pavel und meinem

Max one hand stand

Kalorien verbrennen ist genau so doof wie Zeit totschlagen.

ehemaligen RKC Team Leader Mark Reifkind gehalten hat – es ging um Bodyweight Training – heute Callisthenics genannt. Max war der einzige der drei Referenten, der nicht nur ein umfassendes Wissen mitbrachte, sondern auch jeden einzelnen der Drills über die gesprochen wurde, zeigen konnte. Es waren nicht nur reguläre Liegestützen oder Klimmzüge, die auf dem Programm standen, sondern auch Frontlever, Plance, Pistol und co… Einige der Übungen sind so anspruchsvoll, dass ich sie, obwohl der Kurs schon einige Jahre her ist, immer noch nicht beherrsche (es lag nicht daran, dass ich es nicht versucht hätte).
In den nun drei Jahren wurde Max zum Master RKC befördert und ich hatte bereits zwei mal die Ehre an seiner Seite einen Kurs zu unterrichten (einen RKC und einen RKC II). Was mich dabei jedes mal beeindruckt hat, war das umfassende Wissen und das tiefe Verständnis, das Max dabei gezeigt hat – immerhin ist er noch nicht mal 30.

Letztes Jahr hat er nun sein Magnum Opus veröffentlicht das Programm Ultimate Athleticism, bei der Dragondoor Health and Strength Conference  im August dieses Jahres hielt er seinen Vortrag genau über dieses Programm und wie immer habe ich viel dabei gerlernt.

Die Definition von Athletik

Athletik ist – gerade seit der Evolution des funktionalen Trainings ein häufig genutzter Begriff – und je nachdem wer ihn benutzt, variiert die Bedeutung zum Teil recht stark. Aus diesem Grund begann Max begann seinen Vortrag damit zu definieren was er unter Athletik versteht:

„Athleticism is the ability to move uninhibited in any range of motion with speed, strength and agility.“ – Max Shank

Übersetzt bedeutet das in etwa: „Athletik ist die Fähigkeit sich ungehindert über das gesamte Bewegungsspektrum mit Schnelligkeit, Kraft und Agilität bewegen zu können.“
Lasst uns diese Aussage einmal in ihre Einzelteile zerlegen:

  • Das erste Wort, das mir auffällt ist „uninhibited“ (ungehindert), es ist aus meiner Sicht der wichtigste Begriff, da uneingeschränkte Bewegung bedeutet, dass keine Schmerzen oder Verletzungen den Sportler behindern – es steht also Gesundheit und die Vermeidung von Verletzungen im Vordergund von Max’s Gesamtkonzept. Wie alle 4 Jahre bei den Paralympics unter Beweis gestellt wird, sind wir Menschen auch mit zum Teil gravierendsten körperlichen Einschränkungen in der Lage atemberaubende Leistungen zu erbringen, aber obwohl ich jedem, der trotz einer Behinderung sportlich aktiv ist, den grössten Respekt entgegenbringe, ist es doch immer mein (und wohl auch Max’s) wichtigstes Anliegen den Körper durch Bewegung gesund zu erhalten und sogar zu einen gewissen Grad zu heilen.
  • Der zweite Begriff in Max’s Definition, der ins Auge fällt ist „any range of motion“ (über das gesamte Bewegungsspektrum). Ich verstehe das zweigleisig: Zum einen meint Max damit, dass Bewegung möglichst über den kompletten Bewegungsraum der jeweiligen Gelenke stattfinden sollte, zum anderen das alle Bewegungsrichtungen im Training zu berücksichtigen sind. Wer zum Beispiel beim Bank drücken auf der Flachbank einen Kleinwagen drücken kann, aber alle anderen Richtungen vernachlässigt, der wird seine enorme Kraft nicht nutzen können, wenn die Belastung mal von wo anders kommt. Genau so verhält es sich mit Zugbewegungen – wer immer nur das Drücken übt, der wird an der Stange trotz dicker Muckies kläglich scheitern.
  • „Speed“ (Schnelligkeit) ist die Fähigkeit Bewegungen mit starker Beschleunigung und Geschwindigkeit auszuführen. Unser Körper ist ein Wunderwerk der Anpassungsfähigkeit – aber das ist gleichzeitig ein Nachteil, wenn wir im Training schnelle Bewegungen vernachlässigen.
  • „Strength“ (Kraft) muss ich glaube ich nicht erklären. Nur so viel: Kraft hat viele Gesichter, nur wer sie alle kennt, ist wirklich auf alles vorbereitet.
  • „Agility“ (Agilität) ist die Fähigkeit schnell auf sich verändernde Umstände reagieren zu können, ein Fußballspieler muss agil sein, um die gegnerischen Spieler ausmanövrieren zu können. Um diese Qualität unabhängig von einer bestimmten sportlichen Anwendung entwickeln zu können, ist es wichtig ein enorm gutes Körpergefühl zu entwickeln.

Die Bausteine der Athletik

Um aus Dir einen ultimativen Athleten zu schmieden, musst Du wie beim Hausbau unten anfangen. Dein Fundament bildet in diesem Fall die Bewegungsqualität. Leider handelt es sich dabei um

Max teaches Athleticsm

Max erklärte uns die Bewegungspyramide

ein etwas schwer greifbares Konzept das Gray Cook erst vor wenigen Jahren aufbrachte und messbar machte, das aber trotzdem die Sportwelt massiv verändert hat. Bewegungsqualität ist der Grund, warum einige talentierte Sportler langfristig erfolgreich sind und andere immer wieder durch Verletzungen aus der Bahn geworfen werden. Wie die schon oben erwähnten Paralymiponiken zeigen, können wir Menschen trotz Behinderung Bestleistungen erbringen. Zum Glück müssen nur relativ wenige Sportler mit so starken Einschränkungen zurecht kommen, aber auch kleinere Probleme wie alte Verletzungen, Haltungsfehler oder einfach ein sitzender Job, können dazu führen, dass wir, wollen wir Leistung bringen, ständig gegen diese Hindernisse anarbeiten müssen – das fordert einen hohen Preis von unserem Bewegungsapparat und führt häufig zu chronischen Problemen. Max’s Ultimate Athletism System räumt der Bewegungsqualität darum die höchste Priorität ein, noch vor dem Aufbau von Kraft. Schnellkraft bzw. Ausdauerleistungfähigkeit wiederum sind Qualitäten, die auf einem soliden Unterbau aus Kraft aufgesetzt werden sollten.
Ein Sportler, der darauf achtet, sich ein solides Fundament zu erarbeiten und der Hindernisse an der Wurzel angeht statt sich darum herum zu mogeln, der kann lange ohne Unterbrechungen trainieren und somit spätestens mittelfristig bessere Leistungen erreichen.

 

 

Kleine Änderung – Große Wirkung

Max setzt, um sein hohes Ziel des ultimativen Athleten zu erreichen, nicht auf ein bis ins letzte Detail ausgeklügeltes Vollzeit Programm, das nur jemand ohne familiäre Verpflichtungen und am besten ohne lästigen Job tatsächlich durchhalten kann. Seine Philosophie ist die der kleinen Schritte. Ein durchschnittlicher Sportler trainiert etwa 3 Stunden in der Woche, wenn der gleiche Sportler zusätzlich zu seinem normalen Training noch jeden Tag 5 Minuten an seiner Bewegungsqualität arbeitet, dann macht er bereits 10 %  mehr Sport als bisher zum Beispiel mit Max’s 5 Minute Flow:

Bei 10 Minuten wären wir schon bei schon 20 %. Nachhaltigkeit ist der Name des Spiels – und wer versucht seine sportlichen Ziele mit Gewalt zu erreichen, der handelt sich dadurch meist nur Probleme und Enttäuschungen ein.

Max kommt uns bald besuchen

Am 24.-25. Oktober 2015 wird Max seinen Ultimate Athleticism Workshop in München halten – ich habe fest vor dabei zu sein und bin schon mehr als gespannt darauf. Max ist als Sportler und als Coach eine Wucht, und er hat das Talent sein Wissen verständlich und einfach umsetzbar weiter zu geben. Eine Chance, die sich kein Sportler oder Trainier der etwas auf sich hält, entgehen lassen sollte.

Wer ist dabei?

 

 

Krafttraining ohne Geräte – geht das?

Das Training mit dem eigenen Körpergewicht hat bei vielen Kraftsportlern den Ruf nur als Aufwärmtraining zu taugen. Liegestützen, Kniebeugen und Crunches sind zu leicht, um Kraftzuwachs oder sogar Muskelwachstum auszulösen, ist eine weit verbreitete Ansicht.
Solche Aussagen zaubern ein böses kleines Lächeln auf mein Gesicht…

Lange Zeit war das Training ohne Hilfsmittel meine einzige Trainingsmethode – leider bin ich zu Anfang, wie viele andere auch, in die „viele Wiederholungen“-Falle getappt. Mittlerweile habe ich dazu gelernt und versuche nicht mehr so viele Wiederholungen wie möglich zu machen, sondern so wenige wie möglich.
Wie das gehen soll? – ein bisschen Phantasie und ein grundlegendes Verständnis der Hebelgesetze ist alles was Du brauchst.

Am Beispiel der allseits bekannten, oft aber unterschätzten Liegestütze will ich das grundlegende Prinzip erklären:

Was ist eigentlich der Zweck einen herkömmlichen Liegestütze und wie führe ich sie richtig aus?
Die Antworten findest Du im folgenden Video.

Nun zur Frage der Intensität: Bei einer herkömmlichen Liegestütze drückst Du etwa 55% Deines Körpergewichts mit beiden Armen. Damit ist aber der Ofen noch lang nicht aus – prinzipiel setzt nur Deine Phantasie die Grenze, wenn es darum geht, die Übung schwieriger zu machen. Ein paar Varianten siehst Du im folgenden Video.
Für machen stellt schon die „normale“ Liegestütze eine echte Herausforderung dar, aber auch als fortgeschrittener Athlet ist es gelegentlich von Vorteil, wenn wir uns unser Leben eine Idee leichter machen können. Eine sinnvolle Anwendung wäre zum Beispiel, wenn ich mir Variante, die mir eigentlich noch etwas zu schwierig ist, etwas leichter mache, um sie sauber ausführen zu können. Einige Möglichkeiten zeige ich im nächsten Video.

Was ich in diesem Artikel für die Liegestütze durchexerziert habe, lässt sich genauso für Klimmzüge, Kniebeugen, Brücken oder jede andere Übung umsetzen.

Bitte aber keine Kniebeugen während Ihr auf einem Gymnastikball balanciert oder ähnliche Kunststücke. Über den Trainingseffekt kann ich kein Urteil abgeben – aber das Risiko, sich dabei zu verletzen, ist einfach zu groß.

Noch mehr Infos zum Training mir dem eigenen Körpergewicht und dessem Möglichkeiten findest Du hier….

Das Motto heißt: „Train save, get strong!“

Die neue Dragondoor Naked Warrior Certification

Dragondoor hat aus seinem Bodyweight Workshop die Naked
Warrior Zertifizierung gemacht. Als Teilnehmer des letztjährigen Workshops darf ich diese zu einem günstigen Preis besuchen.

Wenn man die Kursausschreibung liest, dürfte das Thema im Großen und Ganzen gleich geblieben sein. Im Wesentlichen geht es um dieselben Übungen, auch wenn besondere Schmankerl, wie die ein Arm- ein Bein- Liegestütze dazugekommen sind. Da wird es mir wohl nicht erspart bleiben, auch dieses Jahr wieder nach Minneapolis zu fliegen.

Hier ein kleiner Rückblick auf den Bodyweight Workshop, wie ich ihn letztes Jahr erlebt habe. Im Oktober, 2011 also genau ein Jahr vor dem neuen Zertifizierungsworkshop, habe ich mich das letzte Mal nach Minneapolis aufgemacht, um von Pavel, Marc Reifkind und Max Shank zu lernen, wie sich die RKC Trainingsprinzipien auf Übungen mit dem eigenen Körpergewicht anwenden lassen.

 

Flo_hanging

Zuerst einmal ein paar Worte über die drei Vortragenden:

  • zu Pavel Tsatsouline muss ich wohl nicht viel sagen. Sein Buch über das Training mit eigenem Körpergewicht „The Naked Warrior“ erschien bereits 2003 bei Dragondoor. In dem Buch beschreibt er ein Programm namens “Grease the Groove“(GTG), das darauf basiert, eine kleine Anzahl anspruchsvoller Übungen – in dem Buch die Pistol und die eine Arm-ein Bein-Liegestütze – so oft wie möglich und so ausgeruht wie möglich zu üben. Damit ist gemeint, dass statt einem regulären Training über den Tag verteilt viele kleine Übungseinheiten absolviert werden – oft nur ein oder zwei Wiederholungen. Ich selbst hab dieses Programm angewendet, um die Pistol zu lernen, die eine sehr anspruchsvolle Übung ist. Das Ergebnis seht ihr in dem Video unten.
  • Marc Reifkind ist Master RKC und war mein Teamleader bei meinem ersten RKC Workshop. Als ehemaliger Landestrainer des US-amerikanischen Gewichtheberteams und langjährig aktiver Turner hat er einen umfassenden Wissensschatz zum Training allgemein und zum eigenem Körpergewicht im Besonderen. Besonders seine Ausführungen zum Thema Handstand und Handbalancieren haben mich damals schwer beeindruckt und mich zum Üben inspiriert – das Ergebnis seht ihr unten.
HeadToHand_klein

Kopfstand zu Handstand

  • Am beeindruckendsten: obwohl der jüngste im Bunde, war Max Shank RKC Teamleader. Sowohl Pavel als auch Mark sind sicherlich beeindruckende Sportler und ich wäre froh, wenn ich nur die Hälfte von dem zu Stande bringen würde, wozu sie in der Lage sind. Max hingegen ist eine Weltmacht! Er war allein in der Lage alle – auch die schwierigsten Übungen, die in den Kurs behandelt wurden – zu demonstrieren. Dabei spreche ich über Übungen wie den Front Lever, die Planche oder die freistehenden Handstand-Liegestütze. Jede diese Übungen ist so fortgeschritten, dass es Monate dauert, sie zu meistern und das bei sehr intensiven Training. Ihr kennt Max möglicherweise, wenn ihr das Buch „Convict Conditioning“ gelesen habt – er ist der Typ von dem die ganzen Fotos sind.

In drei Tagen Intensivkurs haben diese drei Referenten den ca. 50 Kursteilnehmern folgende Themen nähergebracht:

    • Warum sollte man mit eigenem Körpergewicht trainineren?
      Das Fundament jedes Athleten ist seinem Körper und der Gravitation zu widerstehen. Dies ist die unterliegende Konstante jedes athletischen Unterfangens. Ob ich mit Gewichten trainieren, laufe oder verschiedene Yogapositionen einnehme, immer ist die Kraft gegen die ich arbeite die Erdanziehungskraft. Training mit eigenem Körpergewicht ist praktisch und gibt die Freiheit überall und wann immer Du willst zu trainieren, dein Werkzeug hast du schließlich dabei. Es ist praktisch immer möglich, von jeder gegebenen Übung eine leichtere und auch eine schwerere Variante zu entsinnen. Das Training mit eigenem Körpergewicht hat auch noch einen besonderen Effekt: Du findest dein optimales Körpergewicht und wirst stärker ohne Gewicht zuzulegen. Eine Warnung: wenn bei gymnastischen Übungen etwas schief geht, passiert es schnell – trainieren nicht, wenn Du erschöpft bist, sonst riskierst Du Verletzungen.
    • Bauchmuskeltraining – Wohl die gemeinsten Übungen im Kurs. Da war der Ab Pavelizer, ein von Pavel selbstentwickeltes Folterinstrument bei dem die Bauchmuskeln bis zu 200 % stärker kontrahieren werden als bei herkömmlichen Übungen. Wer wissen will, wie sich das an fühlt, ist herzlich eingeladen in meinem Studio vorbeizukommen. Verschiedene Varianten von Planks, zum Teil auf einem Gymnastikball, haben mein Verständnis von diesem harmlos erscheinenden Trainingsgerät grundlegend geändert. Der Hanging Lag Raise (HLR) hat hier natürlich auch nicht gefehlt-Bauchmuskeln hart wie Pflastersteine werden garantiert. Und zum Schluss das Evil Wheel – sieht harmlos aus, ist es aber nicht. Wie Du aus dieser Aufzählung ersehen kannst, fehlen alle Übungen die man herkömmlich mit Bauchmuskeltraining verbindet. Keine Situps, keine Crunches, keine Übung, bei der Du freiwillig mehr als fünf Wiederholungen machst.
    • Übungen für die Beine – hier wurde natürlich die Pistol behandelt. Aus Pavels „The Naked Warrior“-Buch bekannt – ist diese Übung so fortgeschritten, dass es nicht empfehlenswert ist, sie einem Anfänger auch nur zu zeigen. Obwohl ich bereits im Vorfeld viel geübt hatte, haben die Tipps, die ich in dem Workshop bekommen habe, meine Pistol unmittelbar und sichtbar verbessern können. Unerwartet für mich war, dass wir eine Variante des Curls für die Beine gelernt haben. Der Leg Curl am Boden ist eine hervorragende Möglichkeit, die chronisch vernachlässigten Beinbeuger zu trainineren. Einige Sprint Übungen schlossen das Thema Beine dann ab.

  • Balancieren auf den Händen – vom einfachen Kopfstand über den Handstand gegen die Wand und die freistehende Variante bis zur Handstand-Liegestütze war alles vertreten. Wie immer bei der RKC wurde natürlich nicht nur die endgültigen Übungen gezeigt, sondern auch ein stringentes System von hinführenden Übungen, die es jedem ermöglichen sollen, mit ausreichender Hingabe auch die fortgeschrittenen Varianten zu meistern. Auch die Voraussetzungen, die ein Sportler mitbringen muss, um solche Übungen erfolgreich und sicher praktizieren zu können, wurden vermittelt. Auch wenn es viele gute Gründe gibt mit dem Balancieren auf den Händen zu beginnen, wäre es doch eher Körperverletzung, Oma Erna mit diesen Übungen zu konfrontieren.
  • Die Brücke – Rückentraining einmal anders! Von einfachen Varianten bis hin zu sich aus dem Stand rückwärts in die Brücke hinunter zu lassen und auch wieder aufzustehen, haben wir da verschiedene Varianten zu sehen bekommen.
  • An der Stange – vom herkömmlichen Klimmzug über den Front Lever, bei dem man mit horizontalem Körper an der Klimmzugstange hängt, bis hin zu Übungen an den Ringen wurde besprochen, geübt, ausprobiert und gestaunt.
  • Liegestützen – man könnte den Eindruck gewinnen, dass eine Übung für die Liegestütze in diesem Zusammenhang zu unspektakulär ist, um erwähnt zu werden – keineswegs! Von Varianten auf den Fingern, auf Möbelgleitern oder dem mittlerweile von mir gefürchteten Gymnastikball, durften wir alle möglichen Kombinationen ausprobieren. Das Ziel war die Planche – die fliegende Liegestütze – sieht aus wie eine herkömmliche Liegestütze, nur dass die Füße in der Luft bleiben und sie etwa 10.000 mal schwieriger ist als eine herkömmliche.

Dies war nur ein kleiner Überblick über alles, was in diesem Kurs gelehrt wurde – somit freue ich mich schon darauf, den Workshop im Oktober noch einmal besuchen zu können. Auch wenn die Fliegerei in die USA zugegebenermaßen nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört.

Hab ich dir jetzt Lust gemacht ebenfalls mit auf den Workshop zu fliegen? – Das ist super dann muss ich ja nicht alleine fliegen 😉