Rien ne va plus – wenn nichts mehr vorwärts geht

Wer mit dem Kettlebell Training beginnt, merkt in der Regel sehr bald Fortschritte. Leider werden diese Fortschritte mit der Zeit immer weniger, was häufig zu Frustration führt. Besonders wer dazu neigt sich mit anderen zu vergleichen kann dadurch leicht entmutigt werden. Natürlich kann ein gesunder Wettbewerb auch auch sehr förderlich für die Motivation sein, aber dabei treten Sportler mit vergleichbaren Voraussetzungen gegeneinander an.

Es ist ein Fakt, mit dem sich ein Sportler gar nicht früh genug auseinandersetzen kann: irgendwann kommt der Punkt an dem die Fortschritte subjektiv gesehen einfach ausbleiben. Diejenigen Sportler die es schaffen diese Hürden zu überwinden und trotzdem an ihrem Training dran zu bleiben sind die, die langfristig Höchstleistungen erreichen können. Dabei ist natürlich die jeweilige Voraussetzung des einzelnen zu berücksichtigen um zu definieren was eine Spitzenleistung ist.

Kennst Du das Gefühl, wenn im Training nichts mehr vorwärts geht?

Ich trainierte mittlerweile seit bald acht Jahren mit Kettlebell, und habe in diesen acht Jahren einiges erreicht. Die ersten drei Jahre waren granatenmäßig-die Fortschritte kamen so schnell dass ich kaum nach halten konnte. Daraufhin kam eine Phase, der Stagnation in der ich kaum mehr persönliche Rekorde aufstellen konnte. Ich habe meine Trainingsaufzeichnungen zwar nicht detailliert analysiert, aber die Phase dauerte mindestens zwei Jahre. Nach dieser Zeit stellten sich ab und an wieder persönliche Rekorde ein-nicht in der Menge und Geschwindigkeit wie ich es aus den ersten drei Jahren kennengelernt habe, aber doch immer mal wieder. Seitdem geht es mal auf mal ab manchmal habe ich monatelang das Gefühl auf der Stelle zu treten, und dann kommt manchmal unvorhergesehen ein PR daher. Mittlerweile sehe ich eine Phase der Stagnation als Vorbereitung für den nächsten Schritt. Es ist zwar frustrierend, besonders wenn es auch mal ein paar Schritte rückwärts geht, aber letztlich lässt sich immer wieder noch ein bisschen mehr herauskitzeln. Selbst in meiner zweijährigen Flaute, nach der den ersten drei Jahren Aufbau habe ich retrospektiv kleine Fortschritte gemacht. Diese waren allerdings so unscheinbar, dass im laufenden Trainingsbetrieb kaum auffallen.

 

Was kann man also tun um nicht  vor lauter Frust das Handtuch zu werfen?

Wie eigentlich immer gibt es dafür keine universelle Antwort, aber es lassen sich trotzdem einige Richtlinien aufstellen die die Chancen des durchhalten deutlich erhöhen.

1. Konsistenz schlägt Intensität jedes Mal

Egal wie hart Du trainierst, wenn Du zulässt dass es in Deinem Trainingsprozess häufig zu Unterbrechungen kommt verschenkst Du Deine Fortschritte. Betrachte Training als Prozess, nicht als eine Reihe aufeinanderfolgende Ereignisse. Den Prozess am laufen zu halten ist das Erfolgsrezept, selbst wenn einzelne Einheiten sich manchmal mau anfühlen bringen sie Dich auf lange Sicht weiter als jede einzelne Mörder-Session es könnte.

2. Du bist selbst der schlimmste Feind Deines Fortschritts

die Selbstdisziplin aufzubringen, trotz aller Widerstände den Trainingsprozess fortzusetzen ist, so denke ich, mit das schwerste für jeden Athleten. Jedes Mal, wenn Du dabei scheiterst, machst Du es Dir selbst schwerer und begründest schlechte Gewohnheiten. Versuche darum Dein Training als Aktivität der höchsten Priorität zu sehen, verpasse es nur wenn es sich aufgrund der äußeren Umstände überhaupt nicht vermeiden lässt. Wenn Du Dich nicht gut fühlst, gestresst ist oder einfach keine Lust hast, dann darf das kein Grund für einen Trainings-Ausfall sein. Trage jede Deiner Trainingseinheiten fest im Kalender ein, und blocke Dir die Zeit dafür.

 

3. Du bist Dein bester Trainingpartner

Wenn es darum geht Deine Fortschritte festzustellen, dann achte darauf immer nur mit Dir selbst zu vergleichen. Wenn Deine Trainingspartner Fortschritte machen, und Du das Gefühl hast auf der Stelle zu treten dann lass Dich davon nicht demotivierend-denn in ein paar Monaten ist es andersrum. Schreibe Dir darum möglichst genau auf was Du machst, denn dann kann’s im Nachhinein feststellen wo Du Dich verbessert hast. Wir sind keine Maschinen, sondern biologische Organismen – Entwicklung braucht Zeit.

Mein Fazit

Wenn Du mal wieder das Gefühl hast Deine Fortschritte sind ein einem Loch verschwunden, halte Durch! Die Belohnung kommt wenn Du es am wenigsten erwartest…

 

keep on training,

 

Flo.

 

Die geheimnisvolle Macht ganz mieser Tage

Jeder kennt sie: die ganz miesen Tage! Du stehst morgens auf und weißt schon dass Du heute nichts zerreißen wirst. Manchmal häufen sie sich, so dass gefühlt sogar Wochen oder Monate draus. Der Volksmund sagt dass es an solchen Tagen am klügsten ist mit Wärmflasche und eine Tasse Tee im Bett zu bleiben – Ich Denke wer sich davon vom Training abhalten lässt, der verschenkt seinen Trainingserfolg!
Warum ich das so sehe, erkläre ich Dir im folgenden Artikel.

Konsistenz

Der mit Abstand wichtigste Grund sich auch an den ganz schlechten Tagen ins Training zu schleppen ist es den Trainingsprozess nicht zu unterbrechen. Anders als viele Sportler glauben, hat eine einzelne Trainingseinheit, und sei sie noch so intensiv, fast keinen Einfluss auf den Trainingserfolg. Die Regelmäßigkeit mit der trainiert wird, ist dagegen das entscheidene Kriterium für das Trainingsergebnis. So wird ein Sportler der 3 mal die Woche mit leichter bis mittlerer Intensität trainiert praktisch zwangsläufig Ergebnisse erzielen, wärend der, der sich alle ein bis zwei Wochen die Kante gibt, so das er danach für 3 Tage kaum mehr vom Bürostuhl aufstehen kann nur wenig Erfolge feiern wird.
Die Konsistenz des Trainingsprozesses ist also Erfolgs-entscheidend. Wer an schlechten Tage auch mal gerne auf sein Training verzichtet, verzichtet also gleichzeitig auf einen guten Teil seiner hart erarbeiteten Ergebnisse.

Motorisches lernen

Der zweite Grund auch dann zu trainieren, wenn man keinen guten Tag hat, ist etwas subtiler. In jeder Sportart, ist die technische Ausführung der Übungen der Faktor, mit dem die schnellsten und nachhaltigsten Fortschritte erzielen lassen. Wer eine hohe technische Kompetenz bei einer Übung hat, trainiert wesentlich sicherer und kann bei gleichen physischen Voraussetzungen mehr leisten. Dazu kommt das die technische Fertigkeit auch nach Jahren noch wesentlich leichter wieder abzurufen ist als physische Leistungsfähigkeit.
An schlechten Tagen, an denen gar nichts klappen will, fallen einem sonst sichere Bewegungsabläufe wesentlich schwerer, man kommt sich manchmal richtig doof vor. Wer sich davon frustrieren lässt, verschenkt die Chance Details der Bewegungsabläufe zu lernen, die einem an guten Tagen gar nicht auffallen.
Wie bei einem Höhentraining, wo alles aufgrund der Sauerstoff-Knappheit schwieriger ist, sind schlechte Tage eine Gelegenheit unter erschwerten Bedingungen zu trainieren – und das ohne Anreise oder zusätzlichen Aufwand.
Um diese Chance nutzen können ist es aber wichtig, auf den Körper zu achten, bewusst vom Gas zu gehen und sich besonders auf die Ausführung der Übungen zu konzentrieren.
Wenn die Tage wieder besser werden, wirst Du merken dass jetzt mit der feingetunten Technik auch mehr geht wenn Du körperlich voll auf der Höhe bist.

Mentale Stärke

Der dritte Aspekt, ist zwar offensichtlich, was es aber nicht leicher macht: Wer sich an schlechten Tagen ins Training quält trainiert neben seinem Körper auch seine mentale Stärke und diese ist es die bei sonst vergleichbaren Gegebenheiten die letzte Bastion die über Sieg oder Niederlage entscheidet.
Achte auf Dich, mach langsamer – aber trainiere!

Schlechter Tag? – freu Dich!

Wenn also der nächste richtig schlechte Tag Dich zweifeln lässt ob Du heute ins Training gehen sollst oder doch lieber auf der Couch auf bessere Zeiten wartest, Denke an die Chancen die Du vergibst und raffe Dich auf. Manchmal wirst Du merken das nach dem der erste Widerstand überwunden ist doch alles super läuft und Dein schlechter Tag eigentlich ein getarnter guter Tag war.

In diesem Sinne: ab ins Training, auch wenn’s mal etwas zäher geht.

Umgang mit chronischen Verletzungen im Sport – ein Erfahrungsbericht

Fast jeder Sportler, der nicht mehr in der Jugend-Liga spielt und sein Training ernst nimmt kennt sie: Diese lästigen kleinen Zipperlein, die irgendwie immer wieder kommen und sich partout jeglicher Behandlung widersetzen. Oft sind sie eher lästige Kleinigkeiten, die nerven, mit denen man aber klar kommen kann. Aktuell ist es bei mir gerade ein recht verletzungsanfälliges  Handgelenk und ein lästiger sogenannter Golfer-Ellenbogen (natürlich am anderen Arm). Solche Unannehmlichkeiten begleiten mich praktisch seit ich regelmäßig seit ich trainiere und natürlich sehe ich sie auch immer wieder bei Schülern und Trainingspartnern.

Solange eine solche chronische Verletzung im Status des lästigen Ärgernisses bleibt, ist es doof, aber auch nicht weiter schlimm. Meine Strategie für diese Fälle ist normalerweise sie zu ignorieren, und mich ab und an darüber zu ärgern – diese Strategie hat bei mir NOCH NIE FUNKTIONIERT, und wird es vermutlich auch in Zukunft nicht tun. Keine Ahnung wie alt ich noch werden muss bis es mir gelingt mein Verhalten diesbezüglich zu ändern. Mein Glück ist, das ich diese Strategie nicht wie andere bis zum bitteren Ende verfolge, sondern in der Regel rechtzeitig umschwenke bevor bleibender Schaden entsteht.

Sind die Beschwerden erst ein mal intensiv oder lästig genug das es sich  nicht länger ignorieren lässt muss eine Lösung her –  und meistens geht man dafür zum Arzt. Diese „Kurzschlusshandlung“ hat mich schon so manchen Schüler gekostet, und das finde ich jedes mal wirklich tragisch. Es trifft nämlich nicht diejenigen, die kurz vorbeischneien, sich ein paar mal blicken lassen und dann in der Versenkung verschwinden – für chronischen Verletzungen muss man sich nämlich richtig ins Zeug legen. Die bekommen nur die Motivierten, die Fleisigen, die, die sich entwickeln wollen – also die um die es wirklich schade ist!

Seit ich mein Studio leite habe ich einige solche tragischen Fälle beobachten müssen aber ich habe auch einige (mich selbst eingeschlossen) erlebt die es geschafft haben solche Handicaps zu überwinden. Aus diesen Beobachtungen habe ich einige Schlüsse gezogen, die ich heute mit Euch teilen will. ACHTUNG: es handelt sich dabei weder um die Ergebnisse klinischer Studien, noch um ärztlichen Rat.

Meine Theorie zur Entstehung chronischer Verletzungen

Chronische Verletzungen sind Überlastungs-Verletzungen, die sich über einen längeren Zeitraum aufbauen. Für den betroffen treten sie darum  häufig spontan und ohne erkennbare Ursache auf. Sind die erst mal da, reicht meist eine minimale Be-/Überlastung des entsprechenden Bereiches um die Verletzung wieder aufflammen zu lassen. Wenn man sich die betroffenen Bewegungsmuster genau anschaut, dann ist in aller Regel eine asymmetrische Komponente mit im Spiel. Damit will ich sagen, dass die gleiche Bewegung auf der anderen Körperhälfte anders abläuft als auf der betroffenen Seite. Es ist dabei nicht gesagt, das der Ort an dem die Schmerzen auftreten, der gleiche ist, der die Verletzung verursacht. Wie oben schon erwähnt ist eine solche Verletzung nichts was man einfach hinterher geschmissen bekommt – dafür musst Du echt arbeiten.
Also Doch? „Sport ist Mord?!?“ – lieber spazieren gehen und ja keine schweren Sachen anfassen oder ruckartige Bewegungen machen?
Meiner Meinung nach dient uns der Sport als Früherkennung. Solange wir (relativ) jung sind, sind die Selbstheilungskräfte des Körpers sehr stark. Überlastungen werden so schnell kompensiert, das es sie bei Sportlern unter 25 chronische Beschwerden eigentlich nur bei den aller ambitioniertesten gibt. Nach dem unser Körper aber das erste Viertel-Jahrhundert Reifezeit hinter sich hat, beginnt die Regenerationsfähigkeit langsam das Rennen gegen die täglichen Belastungen zu verlieren. Bei einem Sportler, der regelmäßig an seine Grenzen geht, ist das natürlich früher der Fall, als bei jemandem der seinen Körper nur braucht um den Kopf täglich zur Arbeit zu tragen.
Aber genau hierin liegt die Chance für uns Sportler: Wir werden wesentlich früher auf unsere Schwachstellen aufmerksam und können lernen damit umzugehen. Allein in Deutschland werden jährlich 25000 künstliche Hüftgelenke verbaut. Belastbare zahlen zur Alters-Demografie habe ich leider keine gefunden, aber meisten Patienten sind wohl zwischen 50 und 75 Jahren.

Eine kleine Geschichte meiner Hüfte

Meine Hüfte ist gleichzeitig meine Stärke und meine Schwäche. Schon als Baby, so haben mir meine Eltern erzählt, wurde bei mir eine Hüftdysplasie diagnostiziert und ich musste zur Korrektur die damals übliche Spreizhose tragen. In meiner Kindheit und Jugend geriet dieses Kapitel dann fast in Vergessenheit, da in dieser Zeit keinerlei Symptome auftraten. Sportlich war ich bis ins frühe Erwachsenen Alter weder sehr aktiv noch völlig inaktiv – einfach Durchschnitt. Als ich dann mit Anfang 20 das Tae Kwon Do Training intensiver aufnahm, erkannte mein Trainer recht schnell meine „freie“ Hüfte. Ich konnte in kurzer Zeit ziemlich hoch kicken ohne groß dafür arbeiten zu müssen. Was die statische Beweglichkeit anging, ging es nicht so leicht – was ich aber mehr

Mit dem Single leg Deadlift bekam ich oft Hüftprobleme

auf meinen fehlenden diesbezüglichen Einsatz schiebe als auf meine Physiologie. Als ich dann nach einigen Jahren Tae Kwon Do Training meinen Ehrgeiz darauf richtete endlich senkrecht kicken zu können, begann ein wahrer Eiertanz, bei dem ich die Möglichkeiten meines Hüftgelenks kennen lernen durfte. Der Zyklus lief etwa so: 2-3 Wochen mit guten Fortschritten dehnen (ca 15-20 cm zum Boden). Ab Woche 3 begann ein leichtes Gefühl der Instabilität in der linken Hüfte – das ich nach bewährtem Rezept ignorierte und weiter dehnte! Irgendwo zwischen Woche 4 und 6 war ich dann fast im Spagat (5 cm Bodenabstand) und mein linkes Hüftgelenk war so lose, das ich beim aussteigen aus dem Auto darauf achten musste das es nicht aus dem Gelenk springt (ist zum glück nie passiert, war aber ziemlich knapp). An diesem Punkt setzte dann in regelmäßig mein Selbsterhaltungstrieb wieder ein und ich pausierte meine Bemühungen bis die Hüfte wieder stabil war. Erst Anfang 30 nach etwa 4 Jahren und ich-weiß-nicht-wie-vielen solchen Zyklen und vielen Ratschlägen von erfahrenen Trainings-Kameraden fand ich mich damit ab, das es mit meiner Hüfte wohl nicht möglich ist den Voll-Spagat zu erlernen.
Bevor ich den Rest der Geschichte erzähle, noch ein paar kurze was-wäre-wenn-Spielchen:

  • Hätte mein Selbsterhaltungstrieb mich nicht regelmäßig davor bewahrt zu weit zu gehen, hätte ich meine Linke Hüfte ziemlich sicher schon in den späten 20ern zerstört.
  • Hätte ich nicht irgendwann eingesehen das ich auf diesem Weg wohl noch nie zum Ziel komme – würde ich ziemlich sicher heute meinen Beruf als Tae Kwon Do Trainer nicht ausüben.

Lange dachte ich – meine Hüfte kann das nicht…

Nachdem Selbsterhaltungstrieb, Faulheit, gute Ratschläge oder der simple  Umstand das unser Großmeister nichts von Wettkämpfen hält mich vor grösserem Schaden bewarten, trainierte ich noch einige Jahre weiter, machte meinen Schwarzgurt, eröffnete meine Schule und lernte irgendwo auf dem ein altes russisches Trainingsgerät kennen –  die Kettlebell. Zunächst gab die Kettlebell meinem Training einen gehörigen Schub, ich wurde stärker, schneller und auch beweglicher – wenn auch nicht in der Hüfte. Im Zuge meiner RKC-Vorbereitung traten dann wieder Hüftprobleme auf – diesmal wurde nicht die Hüfte locker, sondern das Iliosakralgelenk (ISG) „verklemmte“ sich regelmäßig nach intensiven Swing oder Snatch Sessions. Diese Beschwerden waren nicht dramatisch, aber doch ziemlich lästig – denn ich musste jedes mal für ein paar Tage langsam machen damit sich alles wieder beruhigen konnte. Woher das Problem kam, fand ich damals noch nicht heraus – aber zumindest fand ich ein paar Dehnungsübungen die es mir Erleichterung verschafften. Heute glaube ich zu wissen, das meine Probleme beim Swing aus einer Schutzreaktion auf mein falsches Dehnen resultierten – dadurch war nämlich die Stabilisierungs-Muskulatur der links ständig so verhärtet, dass die intensiven Hüftstreckungen bei Swing und Co. eher mein ISG aufbogen als die Hüfte vollständig zu öffnen. Da ballistische Kettlebell Übungen naturgemäß sehr schnell ablaufen, konnte ich diesem Zusammenhang aber damals noch nicht erkennen.

Wieder einige Jahre später entdeckte ich die Langhantel als Ergänzung für mein Training, vor allem das Kreuzheben übt seit dem eine ziemliche Faszination auf mich aus – auch wenn ich nach wie vor ziemlich schlecht darin bin. Das Kreuzheben, stellte sich heraus, ist für meine Hüfte Swing x 10. Sobald ich die grundlegende Technik gemeistert hatte und begann das Gewicht zu steigern, fingen die Probleme an. Das Gewicht mit dem ich damals arbeitete war nur knapp über dem eigenen Körpergewicht – in KdK Dimensionen also Anfängerniveau –  und doch  traten nach fast jeder Session die Symptome auf die ich schon von der Kettlebell her kannte. Über einen Zeitraum von etwa 2,5 Jahren experimentierten, ignorierte, fluchte und trainierte und hinkte ich bis irgendwann eine weitere Komponente meines Trainings einen neuen Auftritt hatte: Die Beweglichkeit der Hüfte. Im zarten Alter von 39 Jahren bemerkte ich, das meine Hüfte mittlerweile nicht mehr so beleidigt auf Dehnung reagierte wie in meinen Zwanzigern. Ohne konkrete Absicht, testete ich, wie weit ich es denn treiben könne und saß ziemlich pünktlich zu meinem 40-sten Geburtstag zum ersten mal in meinem Leben im Spagat. Das dadurch erworbene neue Gefühl für die Mechanik meiner Hüfte und die Erfahrungen aus dem Kreuzheben zusammen genommen brachten mich endlich auf den oben schon beschriebenen Zusammenhang, und meine Beschwerden sind heute zwar nicht völlig verschwunden, aber doch so sicher unter Kontrolle, das ich swingen, Kreuzheben und grätschen kann ohne dabei Probleme zu bekommen. Zu meinem selbst gesteckten Ziel mein 2-faches Körpergewicht aufzuheben fehlen mir zwar immer noch so 30 kg – aber ich habe ja noch Zeit.

Ein Wort zu Ratschlägen

Natürlich habe ich während meiner langen Odyssee viele Leute – Ärzte wie Trainer – um Rat gefragt. Oft habe ich wertvolle Hinweise bekommen – manchmal aus den unwahrscheinlichsten Quellen. Teils musste ich feststellen das selbst die hochkarätigsten Spezialisten keine befriedigenden Antworten hatten. Manchmal ergab eine Information erst nach langer Zeit den entschiedenen Impuls wenn weitere Informationen dazu kommen. Ich würde jede Frage wieder stellen, und vielleicht lieber noch mehr. Nur bei einer Sache bin ich in all der Zeit konsequent geblieben: wann immer mir einer sagt ich soll doch einfach lassen was ich vorhabe war das Gespräch für mich vorbei.

Was ich daraus schließe

Nun habe ich Dich lieber Leser lange genug mit meiner Geschichte gelangweilt. Jetzt will ich Dir auch noch sagen was ich daraus für den Umgang mit chronischen Verletzungs-Zuständen ableite.
Ich könnte noch weitere Beispiele bringen, von erfolgreichen und weniger erfolgreichen.  Aber keine Angst – ich komme gleich zur Sache!

5 Tipps für den Umgang mit chronischen Verletzungszuständen:

  • Wenn ignorieren bei ersten mal nicht funktioniert hat, tut es das auch in Zukunft nicht! (hier bin ich noch nicht gaaanz sicher 😉
  • Jede chronische Verletzung hat eine Ursache – finde sie!
  • Die Ursache ist eine Gewohnheit – und die musst Du ändern!
  • Nimm Dir Zeit – gib nicht auf! – Du hast lange gebraucht Dich kaputt zu machen, erwarte nicht das sich plötzlich alles auflöst.
  • Lass Dir von niemandem sagen was Du nicht kannst!

Zum Abschuß noch ein Zitat von Senecca:

„Man gehe gegen den Schmerz an, denn man wird besiegt wenn man weicht.“

In diesem Sinne, frohes Suchen!

Dein Flo.

Was Du unbedingt können musst …

als Trainer beschäftige ich mich naturgemäß viel mit Trainingsmethoden. Gerade im Zeitalter des Internets werden wir regelrecht damit überschwemmt. YouTube, Facebook und Co. liefern unzählige narrensichere Trainings-Innovationen. Von vollkommenen Unsinn, bis zu ins letzte Detail ausgearbeiteten Programmen mit solidem wissenschaftlichen Fundament ist alles zu haben. Die Unterscheidung welches Programm zu welcher Kategorie gehört ist für Laien fast unmöglich, höchstens anhand der Referenzen der jeweiligen Autoren lässt sich die Qualität feststellen. Die gute Nachricht an dieser Stelle ist das für den größten Teil der Bevölkerung praktisch jedes Programm eine Wirkung erzielt zumindest für einige Wochen. Die meisten Zeitgenossen machen so wenig Sport dass jede regelmäßige Bewegung automatisch zu einer Verbesserung führt. Dieses Thema habe ich im früheren Artikel schon vielfach besprochen und möchte hier gar nicht weiter darauf eingehen.

Eines haben aber alle diese Programme gemeinsam: Sie alle verfolgen irgend ein Ziel. Je nachdem welchen Hintergrund der Autor hat, ist es mal eine bestimmte Leistung in einer bestimmten Übung, ein bestimmtes Spiegelbild o. ä. Das Verkaufsargument für alle diese Methoden ist in der Regel die Geschwindigkeit mit der das jeweilige Ziel erreicht werden kann.

Natürlich ist die Zieldefinition für nachhaltigen Trainingserfolg essenziell – wer sich auf die Reise macht und nicht weiß wohin wird mit großer Wahrscheinlichkeit niemals ankommen. Trotzdem bleibt zu berücksichtigen, dass jede dieser Zielvorgaben erst mal  nicht die des Lesers/Anwenders sondern die des Autoren/Entwicklers sind. Darum ist es so wichtig bei jedem Programm erst einmal abzuchecken ob es Dir den wirklich bei Deinen persönlichen, übergeordneten Zielen helfen kann. Nichts ist frustrierende als nach langem Aufstieg festzustellen, dass man seine Leiter ans falsche Gebäude gelehnt hat.

Optische Zielvorgaben

Programme die implizit oder explizit optische Verbesserungen zum Ziel haben, kommen in der Regel aus dem allgemeinen Fitnessbereich oder den Bodybuilding. Ob die Zielvorstellung nur

Körperfett einstellig? - für viele das ultimative Ziel

Körperfett einstellig? – für viele das ultimative Ziel

unterschwellig durch die beliebten vorher/nachher Bilder vermittelt wird, oder ob konkrete, messbare Vorgaben gemacht werden spielt keine Rolle. Wichtig ist hier zu wissen das, wie Master RKC Max Shank sagt wir alle wundervolle, individuelle kleine Schneeflocken sind. Will meinen jeder ist anders, und hat andere Voraussetzungen. Natürlich ist es theoretisch für jeden möglich die Idealfigur mit <8 % Körperfett zu erreichen. Nur der Weg, und damit der Aufwand, den der einzelne betreiben muss unterscheidet sich dramatisch. Schon allein anhand des Knochenbaus lässt sich klar erkennen das schlanke und leicht gebaute Menschen es wesentlich einfacher haben werden als solche die schwerer gebaut sind. Unsere durch Hochglanzmagazine und Hollywoodstreifen beeinflusste Erwartung, ist das Fitness und Gesundheit auch gleichzeitig eine optimale Physis beinhalten. Dem ist nicht so. Zwar begünstigt ein schlanker, muskulöser Körper Gesundheit und Leistungsfähigkeit-aber ist keine Voraussetzung. Allein bei den letzten Olympischen Spielen konnte man sehen dass einige der Spitzenathleten weit von unserem heutigen Schönheitsideal entfernt sind.

Wenn Du also das Ziel verfolgst Deinen Körper optisch zu vervollkommnen, dann mach Dir bitte vorher bewusst zu welchem Körpertypen Du gehörst. Nur so kannst Du realistische Ziele für Dich finden und diese erreichen.

·         Wenn Du, als untersetzter Mensch, mit der Zielvorstellung eines Supermodels im Kopf trainierst, ist Frustration vorprogrammiert.

·         Umgekehrt, kannst Du als schlanker, leicht gebauter Mensch kaum erwarten die Physis oder Leistungsfähigkeit eines Schwergewichts zu erreichen – es ist in Deinen Genen nicht angelegt.

Strebst Du nach unrealistischen Zielen, wirst Du die falschen Werkzeuge nutzen, den falschen I dealen hinterherlaufen und auf dem Weg vermutlich sehr unzufrieden sein. Finde Deine individuellen Stärken, und nutze diese als Leitfaden (ohne dabei natürlich Deine Schwächen zu vernachlässigen).

Leistungskennzahlen

1/2 BW Press? Was muss, das muss - oder doch nicht?

1/2 BW Press? Was muss, das muss – oder doch nicht?

eine andere Art von Quellen, nutzt Leistungskennzahlen um Ziele zu definieren. Obwohl dies in meinen Augen die sinnvollste Variante der Trainingssteuerung darstellt, ist auch diese mit Vorsicht zu genießen. Am Anfang schon geschrieben, ist die Zielvorgabe immer in erster Linie die von demjenigen der sie sich ausgedacht hat. Bevor Du Dir also Ziele wie Dein halbes Körpergewichts einhändig über Kopf zu drücken (Militäry Press) oder Dein zweifaches Körpergewicht vom Boden aufzuheben (Kreuzheben) zu eigen machst, überlege ob der Aufwand solche Ziele zu erreichen sich für Dich auch rechnet.

Genau wie im oberen Abschnitt ist es auch hier: theoretisch kann jeder diese Ziele erreichen-es ist nur eine Frage des Aufwands. Für jemanden der von Natur aus breite Schultern und kurze Arme hat, ist es verhältnismäßig leicht mit ein wenig Training die Hälfte des eigenen Körpergewichts über Kopf zu drücken. Hast Du aber schmale Schultern und lange Arme, wirst Du schon sehr gezielt daran arbeiten müssen dieselbe Leistung zu erreichen. Auch ist es für leichtere Personen nach meiner Erfahrung einfacher solche relativen Kraftleistungen zu erbringen wie für schwere. Das gleiche gilt natürlich auch in allen anderen Übungen. Deine individuelle Physiognomie prädestiniert Dich für bestimmte Übungen bzw. Aktivitäten – und steht der bei anderen im Weg. Eine lange Wirbelsäule zum Beispiel ist in vielen Lebenslagen eine tolle Sache, für einen Kraftdreikämpfer ist die eher hinderlich.

Keine Zielvorgaben

solltest Du einmal über ein Programm, oder eine Methode stolpern die keinerlei Zielvorgaben macht (mit anderen Worten keine Ziele verfolgt), kannst Du dieses getrost ignorieren. Für den Wiedereinstieg nach langer sportlicher Abstinenz, lassen sich solche Programme zwar durchaus benutzen-sie verlieren aber nach anfänglichen Erfolgen in der Regel sehr schnell ihre Wirkungsfähigkeit. Solche Programme ziehen auf den Teil der Bevölkerung, der gerade eben erkannt hat, dass er nach Jahren des körperlichen Verfalls endlich wieder aktiver werden muss. Diese Zielgruppe muss A „irgendwas“ tun und B darauf achten sich nicht zu überlasten – hier funktioniert erst mal alles. Solange mehr gemacht wird als vorher gibt es zwangsläufig (irgendwo) Verbesserungen.

Bevor Du Dich auf den Weg machst…

Nicht jedes Ziel muss zwangsläufig Deines sein...

Nicht jedes Ziel muss zwangsläufig Deines sein…

bevor Du also Deine Ziele festlegst, und alles daran setzt diese zu erreichen, mache Dir erst klar wo Deine Stärken und Schwächen und vor allem Deine übergeordneten Ziele liegen. Irgendwer hat einmal zu mir gesagt der Schlüssel zum Erfolg sei es seine Stärken zu kennen und an seinen Schwächen zu arbeiten –  ich denke das war ein guter Rat.

 

Eine sinnvolle, universell anwendbare Zielvorgabe, definiert zum Beispiel der Funktional Movement Screen (FMS). Dieser ist sicher nicht perfekt, bietet aber immerhin einen guten Anhaltspunkt. Wer hier bei allen Tests mindestens eine Note 2 (symmetrisch) erreicht, kann sich relativ sicher das in Seinem Bewegungsapparat keine versteckten Zeitbomben schlummern.
Jedes quantitative Ziel (1/2-BW Press, Snatchtest, Double-BW Kreuzheben etc.) dagegen, muss immer mit den eigenen Übergeordneten Zielen abgeglichen werden – auch wenn es noch so logisch und erstrebenswert erscheint. Ein Ziel zu erreichen bindet immer Ressourcen und die sind bei jedem von uns limitiert.

In diesem Sinne -Viel Erfolg bei der Auswahl und dem Erreichen Deiner Ziele.

Dein Flo.

Training im Sommerurlaub

Jedes Jahr freuen wir uns auf den  Sommerurlaub – so schön es ist ein paar Wochen dem Alltag zu entfliehen, so ärgerlich können die dadurch entstehenden Trainingspausen sein. Eine Woche Pause, wenn sie entsprechend eingeplant werden kann, kann sie Dir sogar einen entscheidenden Schub nach vorne verpassen so das dannach schon mal ein neuer PR klappt. Auch zwei Wochen werfen Dich in der Regel nicht zurück, zwar sind bereits erste Verluste spürbar – allerdings werden diese noch von der Erholung ausgegelichen, so Das Du normalerweise annähernd da wieder ansetzen kannst wo Du vor dem Urlaub warst. Auf alle fälle ist langfristige Planung angesagt – kommt eine Pause willkürlich mitten in einem Zyklus, kannst Du selten davon profitieren, hast Du Deinen Trainingsplan darauf eingestellt, profitiertst Du.
Wenn Du das Glück hast länger als zwei Wochen in Urlaub gehen zu können, dann ist es empfehlenswert im Urlaub ein Alternativprogramm zu fahren, sonst verlierst Du mühsam erarbeitete Fortschritte. Klar kannst Du Dir auch für kürzere Trips ein eigenes Urlaubs-Programm überlegen, aber nötig ist es nicht unbedingt.

Wie könnte so ein Urlaubsprogramm aussehen?

Wenn Du Zugang zu einem Gym am Urlaubsort hast, oder die Möglichkeit genügend Kettlebells mitzunehmen, dann ist es recht einfach – bleib so nahe wie möglich an Deinem angestammten

Papa's Gepäck

Papa hat für den Urlaub gepackt!

Programm. Dadurch läuft Dein Training mehr oder weniger weiter und Du hast quasi einfach nur eine Entlastungswoche eingebaut:

  • Wenn Dir die Langhantel für’s Kreuzheben fehlt:
    Selbst in den best ausgestatteten Hotel-Gym’s habe ich (bis auf eine Ausnahme) noch nie genug Scheiben gesehen um sinnvoll Kreuzheben zu trainieren. Um diese wichtige Basisübung temporär zu ersetzen, kannst Du entweder Single Leg Deadlifts oder schwere Swings machen.
    Wenn Du wie bei Flugreise ganz auf Gewicht verzichten musst, kannst Du Dich an der Brücke versuchen – diese trainiert den Rücken zwar etwas anders, aber sicher nicht schlechter. Die im Urlaub erarbeitete Flexibilität in der BWS wird Dir danach sicher gute Dienste leisten 😉
  • Keine Klimmzugstange:
    Dieses Problem, kann es außer bei einem Sahara-trip eigentlich nirgends geben. Bäume stehen praktisch überall herum – viele Spielplätze bieten Möglichkeiten (manchmal musst Du halt wegen der fehlenden Höhe auf den L-Sit Klimmzug ausweichen). Im Gebirge kannst Du einfach klettern gehen. Wer’s ganz profimäßig haben will besorgt sich einfach ein paar Ringe die sich fast an jedem Baum aufhängen lassen (diese hab ich kürzlich gekauft und kann ich empfehlen).
  • Military Press, Bankdrücken und Co.
    Wenn Du keine Schweren Kugeln mitnehmen willst oder kannst bzw die Flachbank inklusive Stange und scheiben einfach nicht mehr ins Auto passen kannst Du den gesamten Bereich „Oberkörper Drücken“ mit Liegestützen ersetzen. Manch einem genügt schon eine ganz simple Liegestütze, wem das zu langweilig ist oder wer sich unterfordert fühlt kann auf einarmige bzw. auf Handstand Liegestützen ausweichen. Mit einfachen, leicht transportierbare Tools wie den oben genannten Satz Ringe oder John Bruney’s Neuro Grips lässt sich der Anspruch ebenfalls schön steigern.
  • Squat und Co:
    Klar, ein ordentliches Squat-Rack sucht man in aller Regel am Urlaubsort vergebens aber zum Glück gibt’s ja genügend Alternativen die mit wenig Gewicht bzw. nur mit dem eigenen Körpergewicht auskommen. Schon mal was vom Airborne Lunge gehört? Wer es etwas spektakulärer mal, kann sich auch an der Pistol versuchen (Hier solltest Du allerdings schon gewisse Voraussetzungen mitbringen). Beide Variationen bieten Dir genügen Potential zum üben selbst für einen 6 Wochen Trip.

Du siehst, es braucht kein komplettes Gym um im Urlaub ein ausgewogenes Training zustande zu bringen. Lass Deine Kreativität spielen, genieße die Abwechslung. Nutzte die Zwangspause um Dich zu erholen und an Deinen Schwachstellen zu arbeiten.

Genieße Deinen Urlaub!

In Eigener Sache:

Lieber Leser, 

Ich werde immer wieder von Leuten angesprochen die mir sagen wie gut ihnen mein Blog gefällt. Ich freue mich jedes mal riesig darüber, hätte aber noch eine dringende Bitte an Dich als meinen Leser!
Ich investiere viel Zeit in diesen Blog, weil ich den Anspruch habe Euch hochwertige und umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen. Solche Artikel zu schreiben dauert seine Zeit.
Bitte helft mir, diese Zeit sinnvoll einzusetzen! Wenn Dir ein Artikel gefällt, nutze die die verschiedenen Möglichkeiten auf der Seite um es mich wissen zu lassen. Nur so kann ich herausfinden welche Art von Informationen Ihr von mir haben wollt. Wenn Du glaubst das einer meiner Artikel auch anderen helfen kann, teile ihn bitte mit Deinen Freunden und bekannten.
Wenn in einem Artikel etwas fehlt, Du eine Anregung hast oder anderer Meinung bist, nutzte bitte die Kommentarfunktion.
Sollte es Themen geben die Dir auf meinem Blog noch fehlen, dann schicke mir ein Email oder einen Kommentar!

Danke für Deine Hilfe, Dein Flo.

 

Auf der Spur bleiben – und am Ziel ankommen!

Unbedarfte Sportler glauben, regelmäßiges Training führt automatisch zum Erfolg – und sind oft frustriert, wenn dieser sich nicht einstellt. Zwar ist die Regelmäßigkeit eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, um die eigenen Ziele zu erreichen, aber eben bei weitem nicht die einzige. Wer diszipliniert trainiert, hat einen Grundstein gelegt, aber leider läuft im Leben (wie auf der Baustelle),  selten alles nach Plan.

Im Internet kursieren tausende von „narrensicheren“ Programmen für fast jedes Trainingsziel. Ob Du mehr Klimmzüge schaffen willst oder Deinen Traumkörper im Spiegel sehen möchtest – für jedes Ziel gibt es vorgefertigte Lösungen „vom Fachmann“ oft mit 100% Geld zurück Garantie*. Manche kannst Du kostenlos herunterladen, andere kosten einige hundert € – und alle funktionieren oder haben zumindest ein mal funktioniert (meistens beim Autor selbst). Ja, ich stelle sogar selbst im Rahmen meines Adventskalenders jedes Jahr eine Trainingsprogram ins Netz (2014, 2015). Ein Erfolg stellt sich ein, wenn Deine Rahmenbedingungen, und die, die der Autor bei der Programmerstellung im Kopf hatte, zufällig zusammen passen – und auf dem Weg nichts schief geht. Alle die meinen Adventkalender in den letzten beiden Jahren durchgezogen haben, es also geschafft haben in der Vorweihnachtszeit 24 Tage lang jeden Tag 20-30 Minuten dafür abzuzwacken – haben schöne Ergebnisse damit erreicht. Die Dunkelziffer von denen, die anfangen aber unterwegs aufgeben (keine Abwertung, toll das ihr es probiert habt!) liegt aber sicher wesentlich höher – da ich den Adventskalender kostenlos ins Netz stelle, bekomme ich Rückmeldungen i.d.R. nur von denen, die es schaffen.

Das Beste Programm

Das beste Programm ist eines, das Dich:

A Deinem Ziel näher bringt.
B mit Deinen Rahmenbedingungen umsetzbar ist.

Ziel

Wie Du siehst steht da nichts von Effektivität oder Sport-Wissenschaft. Klar ist ein effektiveres Programm einem weniger effektiven vorzuziehen wenn alles andere gleich ist. Ein Sport-wissenschaftlich fundiertes Programm ist zwar eine feine Sache – aber tatsächlich sind es im Sport in der Regel Trainer, die neue Methoden finden und deren Wirksamkeit die Sport-Wissenschaft anschließend erklären muss. Auch hängt die Wirksamkeit einer neuen Methode häufig von Feinheiten ab, die sich aus Büchern kaum herauslesen lassen.

Six Pack Abs 5.0, Beach Body 365 und Super Muscle 2016** sind sicher fundierte und ausgefeilte Programme, die von einem qualifizierten Trainier erstellt und umfassend getestet wurden – aber in aller Regel ist die Gruppe derer, die es erfolgreich umsetzen können wesentlich kleiner als die Zielgruppe der Marketing Strategen. Auch das ausgefeilteste Programm kann nur dann Ergebnisse liefern, wenn DU in der Lage bist es durchzuhalten. Erst im Januar habe ich selbst Dan Johns 10000 Swing Challenge gemacht – ich habe die Challenge durchgezogen und sie hat mir auch tolle Ergebnisse gebracht – trotzdem könnte ich dieses Programm beim besten Willen nicht länger als einen Monat machen.

Nicht umsonst ist Personal Training, die exclusivste und teuerste Art sportliche Ziele zu erreichen, auch die zweifellos effektivste. Ein (hoffentlich) qualifizierter und erfahrener Trainer befasst sich ausschließlich mit Dir, Deinen Zielen, Deinen Möglichkeiten aber auch Deinen Schwächen und erstellt ein individualisiertes Programm, das Du in Deinem Alltag umsetzen kannst. Außerdem begleitet Dich dieser Trainer auch bei der Durchführung des Programms und greift steuernd ein sobald etwas nicht mehr rund läuft.

*Diese Garantie ist übrigens nur ein Marketing Trick – sie wiegt den Käufer (also Dich) in Sicherheit, wird aber so gut wie nie eingefordert.
** alle drei habe ich gerade erfunden.

Planung ersetzt Zufall durch Irrtum

Jeder Plan – also auch jedes Trainingsprogramm – trifft früher oder später auf die kalte, harte Realität. Ob es Dein voller Terminplan, ein unvorhergesehenes Ereignis oder ein körperliches Problem wie eine Verletzung oder Krankheit ist, die ihr recht fordert – schon ist der schöne Plan beim Teufel.

Während Neulinge, die meist keinem festen Trainingsplan folgen, von solchen Unwägbarkeiten folglich nicht allzu sehr aus der Bahn geworfen werden, sind solche Vorkommnisse der Super-GAU für jeden Hobby-Athleten. Der schöne, ausgefeilte Plan passt nicht mehr, man gerät in Verzug! Die Unsicherheit, wo man nach der Zwangspause wieder ansetzen kann, erschwert den Neustart – und schon ist die Motivation und zwei Wochen später auch das hart erarbeitete (Teil-)Ergebnis beim Teufel.

Wie machen es denn dann die Profis?

Anzunehmen, dass die Jungs und Mädels, die wir nach ihren atemberaubenden Leistungen in Sportschau, Youtube und Co. bewundern dürfen, von solchen Problemen verschont bleiben, ist ziemlich blauäugig. Immerhin trainieren Spitzensportler in aller Regel öfter und härter als auch der ambitionierteste Breitensportler und dazu noch unter eine straffen Terminplan. Kaum etwas ist frustrierender für einen Athleten, als wenn er seine Leistungsspitze schon eine Woche vor dem Wettkampf erreicht – denn beim Training ist es wie in den Alpen: hinter jedem Gipfel geht es erst mal bergab.

Pia auf dem Weg zur Iron Maiden Challenge

Pia beim Bottom Up Press

Pia beim Bottom Up Press

Ein schönes Beispiel dafür, wie eine erfahrene Sportlerin mit Rückschlägen umgeht, hat meine Freundin und Kollegin Pia Scherenberger RKC Team Leader kürzlich gezeigt.
Pia arbeitet als Personal Trainerin und Kettlebell Instruktorin. Ihre sportlichen Wurzeln liegen ursprünglich im Bodybuilding. Auch wenn sich trefflich über diesen Sport – bzw. dessen Ergebnisse streiten lässt, muss man den Mädels und Jungs auf der Bühne doch eines lassen: Bodybuilding benötigt unter allen Sportarten des Eisernen Spiels die grösste Selbstdisziplin. Denn nur mit einer Kombination aus intensivem Training und perfekt abgestimmter Ernährung lässt sich der menschliche Körper überzeugen, gezielt Muskeln aufzubauen und gleichzeitig das Körperfett im einstelligen Bereich zu belassen.
Pia trainiert derzeit für die Iron Maiden Challenge – Ende dieses Jahres möchte sie auf dem RKC  in München einen 24 kg Military Press, eine Klimmzug mit 24 kg Zusatzgewicht und eine Pistol mit 24 kg zeigen. Abgesehen davon, dass schon einer dieser Lifts für eine Frau um die 50 kg eine beeindruckende Leistung ist, ist es außerordentlich schwierig bei allen drei Übungen ein so hohes Kraftniveau zu erreichen.

Der Rückschlag

Pia hat seit sie sich Ende 2015 entschied für die Challenge zu trainieren tolle Fortschritte gemacht und ist ihrem Ziel schon recht nahe. Auch wenn bei jeder der 3 Übungen noch zwei oder drei Kilo fehlen. In dieser Situation passierte vor einigen Wochen das, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen: ein Muskelbündel in ihrer Wade riss! Muskelbündel-Risse sind, ähnlich wie die häufiger vorkommenden Muskelfaserrisse eine spontane Überlastungs-Verletzung. Sie treten bei einer Überbeanspruchung, oder ungewohnten Bewegungen, wie in Pia’s Fall,  plötzlich auf. Im Gegenteil zu seinem  kleinen Bruder ist Muskelbündel-Riss in der Regel sehr schmerzhaft und setzt den betroffenen Muskel fast völlig außer Gefecht.

Viele Sportler hätte in dieser Situation nun die Fahne gestreckt, das Schicksal verflucht und die 6-8 Wochen Zwangspause zähneknirschend abgewartet – nicht so Pia! Sie erkannte ihre Chance und legte den Schwerpunkt des Trainings erst mal auf den Klimmzug und etwas später auch auf den Press, so dass sie in diesen Übungen trotz Verletzung schöne Fortschritte machte. So konnte ihre Wade schnell ausheilen und mittlerweile ist Pia schon wieder dabei die durch die Verletzung entstandenen Rückstände aufzuholen.

Drücken wir ihr die Daumen, dass es schnell geht und sie bis Jahresende bereit ist alle drei Lifts in einer Session zu zeigen.

Die Moral von der Geschicht

Wer ohne Plan trainiert, überlässt seine Fortschritte dem Zufall – meistens bedeutet das, dass die Fortschritte einfach ausbleiben. Wer sich aber einen Plan fasst, ist immer noch nicht aus dem Schneider. Jeder zielorientierte Sportler muss sich im Klaren sein das Pläne praktisch nie so funktionieren wie gedacht. Bei unvorhergesehenen Ereignissen heißt es flexibel zu reagieren und mit dem weiter zu machen was bleibt.

Über vorgefertigte Trainingspläne

Ich bin sicher kein Gegner vorgefertigter Pläne, was schon bei anderen funktioniert hat, wird sehr wahrscheinlich auch wieder funktionieren. Allerdings muss jeder Trainingsplan zu dem Sportler passen der ihn ausführen soll – und das kann bei einem vorgefertigten Plan kaum der Fall sein. Wenn Dein aktueller Trainingsplan nicht für Dich persönlich geschrieben wurde, ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch das er auch nicht zu 100 % zu Dir passt. Es kann an Deinen individuellen körperlichen Gegebenheiten liegen, oder mit Deinen sonstigen Rahmenbedingungen zusammenhängen (wenn Du nur drei mal die Woche Zeit fürs Training hast, der Plan aber 5 Sessions vorsieht, wirst Du das Programm kaum 12 Wochen durchhalten). Scheue Dich nicht ein vorgefertigtes Programm so anzupassen das es für Dich sicher machbar wird. Du wirst vielleicht nicht 100% der Ergebnisse bekommen, aber 70% ist immer noch wesentlich mehr als das was rauskommt wenn Du abbrechen musst. Die besten Publikationen die ich kenne enthalten keine fertigen Pläne, sondern nur Vorlagen nach denen Du Dein Programm individuell zusammenstellen kannst.

Über Rückschläge

Selbst wenn Du nach dem besten und individuell optimal angepassten Plan arbeitest, wird das Leben Dir nur so zum Spaß immer wieder Steine in den Weg legen. Nimm diese Steine und baue Dein Haus daraus, statt nur darüber zu stolpern und sie dann liegen zu lassen.

Ich glaube es war Budda der gesagt hat „Nicht zu bekommen was man sich wünscht ist manchmal das Beste was einem passieren kann!“

In diesem Sinne:

Viel Freude und Erfolg in Deinem Training.

 

Prioritäten setzen

Zwischen Weihnachten und Heilig drei König legt der Alltag für die meisten Menschen eine Pause ein. Bis Sylvester sind in der Regel alle Feiern erledigt und eine Art Zwischenzeit beginn. Jeder hat seine eigene Art diese Zeit auszufüllen – ich nutze sie gerne, um mir die Zeit zu nehmen in mich zu gehen und ein wenig über mein Leben zu reflektieren. Ich stelle dabei immer wieder fest, wie schön ich es doch habe! Ich bin gesund, habe eine kleine Familie und die Zeit mich ihr zu widmen und außerdem habe ich einen Beruf, der mich erfüllt und mir die Möglichkeit eröffnet zu wachsen. Heißt das, dass ich keine Probleme kenne? – sicher nicht! Ich will gar nicht anfangen aufzuzählen! Aber alles in allem gestaltet sich mein Leben so wie ich es haben wollte und das zeigt mir das ich meine Prioritäten richtig gesetzt habe.

Jeder setzt Prioritäten

Mit dem Prioritäten Setzen ist es so eine Sache: jeder tut es – immer! Wenn Du jetzt denkst: „stimmt gar nicht – für sowas habe ich nie Zeit!“ irrst Du Dich. Denn alleine die Tatsache, dass Du keine Zeit hast, Dich hinzusetzen und Dir zu überlegen, was Du mit dem Rest Deines Lebens anfangen willst, zeigt, dass irgendetwas in Deinem Leben so wichtig sein muss, dass es fast Deine ganze Zeit auffrisst. Jetzt Denks Du: „Ja, aber ich hab mir das doch gar nicht so ausgesucht!“ und damit wiederum hast Du recht. Es ist gut möglich, dass Du Dingen in Deinem Leben Priorität einräumst, die Du Dir gar nicht selbst ausgesucht hast – zum Beispiel Deinem Handy das ständig piept und Deine Aufmerksamkeit fordert oder Deinem ungeliebten Job. Wie immer es sei: Du hast Deine Prioritäten und diese bestimmen Dein Leben. Willst Du Dein Leben selbst in die Hand nehmen, musst Du Dir gut überlegen, was Dir wirklich wichtig ist und was nicht.

Es gibt nur eine Priorität 1

Wenn Du Dir nach dem Lesen des letzten Absatzes gerade einen Notizblock geholt hast, um eine ellenlange Liste zu Papier zu bringen, kannst Du diesen erst ein mal wieder weglegen. Unser menschliches Gehirn kann in der Regel mit 7 Dingen gleichzeitig hantieren – und davon brauchst Du für Deine Prioritäten nicht einmal die Hälfte.

What Gives Your Life Meaning? sign on desert road

Genau genommen hast Du die Aufgabe schon zu 80% erfüllt, wenn Du Dir im Klaren bist, was Deine persönliche Priorität 1 ist. Die Priorität 1 solltest Du dem geben, was Deinen Geist beflügelt und Deine Seele nährt. Die eine Aufgabe, für die Du auf diese Welt gekommen bist. Ich weiß, ich weiß – das klingt super pathetisch aber es ist einfach so. Alle unsere großen Vordenker – die Leute, die in ihren Lebzeiten so großes vollbracht haben, dass wir heute noch ihre Namen kennen, hatten eines gemeinsam: Sie waren getrieben von ihren Visionen und verfolgten ihre Ziele gegen alle Widerstände und ohne sich abbringen zu lassen. Zum Beispiel konnte nicht ein mal seine Taubheit Beethoven davon abhalten weiterhin grandiose Musik zu komponieren oder nehmen wir Steve Jobs der Intrigen und Krankheit überwand, um seine Firma Apple zu dem zu machen, was sie in seinem Geist zweifellos schon lange vorher war – und das sind nur zwei Beispiele. Die Menschheitsgeschichte ist voll davon. Manch einer findet seine Mission schon früh im Leben, andere suchen lange danach. Nicht jedem gelingt es, seine Bestimmung klar zu erkennen – aber eines ist sicher: Wenn Du sie finden willst, musst Du da suchen, wo Deine Leidenschaften liegen und Du musst tief graben. Aus diesem Grund habe ich vor 6 Jahren meinen gut bezahlten IT Job an den Nagel gehängt, um anderen Menschen klassisches Tae Kwon Do beizubringen, denn ich wollte mehr über diese Kunst erfahren. Auf meinem Weg habe ich die Kettlebell gefunden und erkannt, dass sie das Werkzeug ist, um die körperlichen Voraussetzungen für die Verwirklichung meiner Visionen zu schaffen. Habe ich meine Bestimmung gefunden? – keine Ahnung, fragt mich in 20 Jahren.

Eine kurze Liste

Wenn Du weißt, was Deine Priorität 1 ist, kannst Du es dabei bewenden lassen oder dir noch 2 (höchstens 4) weitere Prioritäten aussuchen. Mehr als das brauchst Du nicht, denn was Du Dir nicht merken kannst, kann Dir auch nicht dabei helfen richtige Entscheidungen zu treffen.

Ja – Du wirst möglicherweise ein paar Sachen an die Du Dich gewöhnt hast unter den Tisch fallen lassen müssen, aber genau das ist es was wir wollen. Wenn Du Deine knappe Zeit (und Zeit ist für uns alle knapp) auf 25 verschiedene Aktivitäten aufteilst, wirst Du nirgends besonders weit kommen. Ich sehe es immer wieder – es gibt heute so viele Möglichkeiten, dass das Gefühl entsteht man könnte etwas verpassen, wenn man nicht alles mal ausprobiert hat. Schon Kinder haben heute einen Wochenplan, der so vollgestopft ist das kaum mehr Zeit zum Spielen ist.

Hier gilt ganz klar das Prinzip: weniger ist mehr!

Wer versucht mit 50 Gramm Butter 1 kg Brot zu bestreichen isst sein Brot am Ende trocken. Die wichtigste und knappste Ressource beim Erreichen Deiner persönlichen Ziele bist und wirst immer Du sein – also gehe sparsam mit Dir um und verschwende Dich nicht an nutzlose Aktivitäten.

Meine 3 Prioritäten

Meine ganz persönlichen Top Prioritäten – die Liste hat genau 3 Punkte:

Gesundheit ich höre immer wieder von Leuten, das sie keine Zeit haben sich zu bewegen oder anderweitig etwas für ihre Gesundheit zu tun. Das stimmt mich jedes mal traurig, weil ich denke, dass es nichts auf der Welt gibt, das ohne Gesundheit irgend einen Wert hat. Jeder der ernsthaft krank wird, würde sofort den grössten Teil seines Vermögens geben, wenn er dadurch wieder gesund würde. Nun funktioniert aber Gesundheit nach meiner Erfahrung nicht wie eine Ware, die man kaufen kann, wenn man sie braucht, sondern eher wie ein Guthaben, das man sich über Jahre erarbeitet. Ich erforsche nun schon seit einigen Jahren, wie regelmäßige Bewegung die Gesundheit beeinflusst und kann bisher nur eines mit Sicherheit sagen: je mehr, je besser! Leichtes Training ein Mal die Woche ist eine nette Freizeitbeschäftigung – aber es führt nicht dazu das das Gesundheits-Guthaben anwächst. Wer einen gesunden Körper möchte braucht einen universell leistungsfähigen Körper. Keine spezielle Leistungsfähigkeit wie sie ein Langszeit-Ausdauer-Sportler hat oder ein Kraftdreikämpfer, sondern eine möglichst umfassende physische Kompetenz die aus einem Gleichgewicht aus Kraft, Ausdauer, Mobilität und Agilität resultiert. Mit anderen Worten die Leistungsfähigkeit, die eine eine Kombination aus Kampfsport (Tae Kwon Do) und einem sinnvollen Krafttraining (Kettlebells) erzeugt – die Beispiele sind natürlich rein zufällig gewählt 😉

Health in the palm of your hand

Familie meine beiden Kinder und meine Frau sind für mich ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Sie sorgen dafür, dass mir nie langweilig wird und dass ich immer schön flexibel bleibe. Für sie zu sorgen gibt mir einen Grund für alles was ich tue. Trotzdem stehen sie erst an zweiter Stelle – ich bin der Meinung, dass die drei mehr von mir haben, wenn ich auch in 10, 20 oder 30 Jahren noch voll für sie da sein kann.

Meine Schule (also mein Beruf) –  Bei vielen Menschen heute ist der Beruf die Priorität 1 – sie opfern Gesundheit und Familie auf dem Weg zu einer Karriere, die oft in der Rückschau doch nicht das hält was sie versprochen hat. Ich habe mich, obwohl recht erfolgreich, bewusst aus diesem Spiel zurückgezogen und bin meine eigenen Wege gegangen. Und obwohl ich auch nach 6 Jahren immer noch nicht annähernd den Lebensstandard meines früheren Berufes erreicht habe, habe ich diesen Schritt bisher nie bereut. Meine Schüler auf ihrem Weg zu begleiten erfüllt mich mit einer Freude und einem Stolz, die ich in meiner EDV Tätigkeit nie empfunden habe. So habe ich es zu meiner Mission gemacht, jedem Einzelnen von ihnen dabei zu helfen, die bestmögliche Version seines Selbst zu werden.

 

Trainiere Deine mentalen Muskeln – Ein Vortrag von Logan Christopher

Ich verfolge die Arbeit von Logan Christopher schon seit längerem. Er nennt sich selbst einen Renaissance-Mann der Körperkultur und seine Trainingsmethoden sind immer ein wenig anders als wir es gewohnt sind. Aber wie man so schön sagt: mit Kraft lässt sich nicht streiten – und seine Kraft ist durchaus beeindruckend: In Minneapolis saßen wir im Restaurant und warteten auf unser Abendessen, da zog einer der Konferenzteilnehmer zwei Päckchen Spielkarten aus der Tasche – eines davon reichte er Logan. Er wollte nicht etwa eine Runde mit ihm pokern, sondern er wollte sehen wie Logan das komplette Päckchen plastiküberzogener Casinokarten mit bloße Händen in der Mitte durchreißt. Logan nahm das Päckchen (noch immer sitzend) und zerriss es mit etwa so viel Anstrengung wie es mich kostet, die lästigen Anzeigenblätter zu zerreißen, die jede Woche meinen Briefkasten verstopfen.  Auch andere Leistungen sind durchaus beeindruckend: mehr als 220 kg im Kreuzheben, freistehende Handstand-Liegestützen, jonglieren mit 40 kg schweren Kettlebells oder ein Feuerwehrauto mit den eigenen Haaren abzuschleppen sind einige Beispiele für seine Kraft.

Logan auf der Dragondoor Conference

Logan bei seinem Vortrag auf der diesjährigen Health & Strength Conference

Bei seinem Vortrag gab Logan uns einen Vorgeschmack darauf, was wir von seinem Buch „Mental Muscle“ (das mittlerweile erschienen ist) erwarten können. Es geht in dem Buch nicht um den Trainingsprozess im herkömmlichen Sinne, sondern um Mentaltechniken, die wir nutzen können, um den Trainingsprozess zu optimieren und Blockaden zu überwinden. Der Originaltitel seines Vortrages „How to hack your mind codes for instant strenght gains“ bringt den Inhalt sehr schön auf den Punkt.

An Anfang des Vortrags erklärte Logan zunächst, was wir uns nicht unter Mentaltechniken vorstellen müssen. Es geht nicht ausschließlich darum, mentale Stärke zu entwickeln, diese ist zwar durchaus ein Teil des Ganzen, sie kann aber leicht zu Verletzungen führen, wenn man sich nur darauf verlässt. Positives Denken ist ebenfalls kein Patentrezept für Trainingserfolge. Klar gehört auch dieses dazu, allerdings spielen hier Faktoren wie das Unterbewusstsein eine große Rolle. So kann es vorkommen das ein Sportler sich seinen Erfolg bewusst visualisiert, er aber unbewusst nicht wirklich daran glaubt. Die in diesem Zusammenhang häufig empfohlene Autosuggestion ist laut Logan Christopher übrigens  größtenteils wertlos.

Ein Zitat von Henry Ford bringt es schön auf den Punkt:

„Ganz gleich, ob sie denken sie können etwas oder sie können es nicht, sie haben recht.“

Nach dieser Einführung ging es dann zur Sache…

Logan holte sich einige Freiwillige auf die Bühne und lies diese eine einfache, aber erstaunlich effektive Mentaltechnik ausprobieren. Eine seiner Probandinnen war meine Team Leader Kollegin Kathie Petersen. Auf Logans Frage meinte sie, sie würde gerne ihre einarmige Liegestütze verbessern – sie hatte bisher maximal zwei pro Arm geschafft und das ist ja nun wirklich etwas knapp – immerhin gibt es bestimmt einige tausend Frauen weltweit, die das auch können.

Nachdem Katie und Logan auf der Bühne ausgemacht hatten, wohin die Reise gehen soll, fragte Logan noch nach einer wirklich leichten Übung. Man einigte sich auch den Squat (die Kniebeuge). Logan bat Katie sowohl die einarmige Liegestütze wie auch einige Kniebeugen zu demostrieren, was ihr problemlos gelang.

Nun bat er Kathie einige Squats zu visualisieren – sich also vorzustellen, wie sie einige Wiederholungen macht – und das mit möglichst vielen Details. Katie sollte einen mentalen Film inklusive Geräuschen und auch ihrem Gefühl dabei ablaufen lassen.

Nach dieser Aufgabe fragte Logan Katie nach diesem Film aus – er fragte welche Geräusche sie gehört hätte, wie es sich angefühlt hätte und wie das Licht gewesen ist und noch ein paar Dinge die ich mir leider beim Vortrag nicht aufgeschrieben habe. Katie beschrieb die Geräuschkulissem, das Gefühl bei der Kniebeuge und noch einige andere Details. Nach der Beleuchtung gefragt, meinte sie, es sein in ihrem mentalen Film etwas dunkler gewesen, als es es gerade im Vortragsraum war. Logan bat sie den Fim nocheinmal ablaufen zu lassen und dabei die Beleuchtung etwas heller zu machen.

Als er Katie nach wiederholter Visualisierung bat die Kniebeugen zu wiederholen, meinte diese sie hätten sich leichter angefühlt – gesehen hat man davon allerdings nichts, weil ihre Kniebeugen

Logan Christopher Backflip

Logan beim Rückwärts Salto

vorher schon ziemlich perfekt waren.

Logan erkärte uns, dass der Begriff Visualisierung irreführend sei, weil es nicht nur darum ginge, eine visuelle Repräsentation im Geist zu erzeugen, sondern eine mit so vielen Sinnen wie möglich erlebte. Selbst Tastsinn (z.B. wie fühlt sich der Griff / der Boden etc. an), Geruchs- (kennt ihr den Geruch, der in den meisten Krafträumen herrscht) oder der Geschmacksinn (hier fällt mir kein Bespiel ein) können die Qualität der Visualisierung verbessern. Natürlich solltest Du die Sinne, die Du für die Ausführung der visualisierten Aufgabe brauchst, besonders beachten.

Nun bat Logan Kathie ihren Film noch einmal durchlaufen lassen, jetzt allerdings mit einer einarmigen Liegestützen statt der Kinebeugen. Wohl gemerkt, sie sollte nur das visuelle Bild verändern, alles andere aber gleich lassen. Vor allem sollte sie das leichte Gefühl der Kniebeugen beibehalten. Katie entsprach seiner Bitte und wurde, wie ihr Euch bestimmt denken könnt, gebeten noch ein paar Liegestützen zu machen.

Was soll ich sagen: Schon nach der ersten Liegestütze wussten wir im Publikum, dass sich etwas verändert hatte – die Leichtigkeit mit der sie die erste Wiederholung machte, erinnerte tatsächlich mehr an ihre Kniebeugen als an die, am Anfang des Versuchs gezeigte Liegestütze. Dann machte Katie noch sechs mehr…

Innerhalb von 5 Minuten hatte Kathie Petersen ihren persönlichen Rekord von 2 einarmigen Liegestützen auf 7 erhöht.

Logan demonstrierte die gleiche Methode noch mit zwei weiteren Probanden mit ähnlichen Ergebnissen.

Letzte Woche ist nun endlich sein Buch neues Buch „Mental Muscle“ erschienen, auf das ich schon seit der Konferenz warte. Derzeit ist es sogar noch mit Einführungsrabatt zu haben.

Mental Muscle: How to Use the Full Power of Your Mind to Develop Superhuman Strength

Bis auf das Vorwort von des ominösen „Coach“ Paul Wade – dem Autor der erfolgreichen Convict Conditioning (erstes Buch der Serie vor kurzem auf Deutsch erschinen) Reihe und Stifter des PCC Zertifizierungs Programms, hatte ich noch keine Zeit darin zu lesen. Erst wollte ich diesen Artikel für Euch fertig schreiben – aber gleich setzte ich mich hin und werde ausgiebig darin schmökern.

Nähere Infos über Logan Christopher findet ihr auf seiner Webseite http://legendarystrength.com/. Er hat dort massenweise interessante Inhalte (teils kostenlos, teils für zahlende Mitglieder), ich habe seine Inhalte über einige Jahre verfolgt und kann nur empfehlen mal reinzuschauen.

Echte funktionale zeigt sich am besten an Gegenständen die nicht dafür gemacht wurden aufgehoben zu werden.

Echte Funktionalität zeigt sich am besten an Gegenständen, die nicht dafür gemacht wurden, aufgehoben zu werden.

 

Niemals aufgeben

Im Sport ist es wie im wirklichen Leben – die Mehrheit scheitert, bevor sie es wirklich versucht haben, entweder weil sie sich Erfolg gar nicht erst vorstellen können oder weil sie so viele Hindernisse erwarten, dass sie lieber gar nicht erst anfangen. Alle, die jemals den Weg zu nachhaltigem Erfolg gefunden haben, die sich ihre eigene Wirklichkeit kreiert haben, sind aus anderem Holz geschnitzt – Sie haben sich nicht von der Meinung anderer oder von dem, was allgemein als möglich angesehen wird, einengen lassen, sondern sind Ihrer Vision gefolgt – bis zum Erfolg und darüber hinaus. Die Wege, die sie genommen haben, waren oft lang und von Hindernissen und Umwegen gepflastert. Viele, die sich auf den Weg gemacht haben, sind auf der Strecke geblieben, haben den Glauben an ihre Vision verloren. Die, die es geschafft haben, haben alle Hindernisse und Widrigkeiten als Sprungbretter genutzt, um sie hinter sich zu lassen.

Hinderliche Glaubenssätze im Sport

Der große Vorteil im Sport ist, dass es objektiv gesehen um nichts geht. Wer sich diesen Umstand bewusst macht, kann ohne Druck experimentieren und das führt über kurz oder lang fast immer zum Erfolg. Behindert werden wir nur durch vorgefasste Glaubenssätze und die mangelnde Bereitschaft etwas Neues auszuprobieren.

Flo_Kettlebell_im_Regen

Danke an Flo Friedl für die tollen Bilder.

Einige dieser Glaubenssätze im Sport, die mir immer wieder begegnen, sind:

  • Ich bin schon zu alt! – das ist höre ich am häufigsten. Ich habe dieses Argument schon von unter 30 jährigen gehört – und es ist Unsinn! Zu alt bist Du, wenn sie Deinen Sarg zunageln – bis dahin ist praktisch alles möglich. Ja ein 40, 50 oder sogar 70-jähriger muss anders trainieren als ein 25er, aber erreichen kann er immer noch weit mehr als die meisten Leute sich vorstellen können. Vor allem Lebensqualität bis ins hohe Alter.
  • Ich bin halt … unsportlich! – ja, es gibt sie, die natürlichen Athleten, die die es einfach drauf haben. Die scheinbar ohne Mühe tolle Leistungen bringen – aber sie sind nicht die Regel. Die Mehrheit der erfolgreichen Sportler hat nur eines, das sie aus der Masse heraushebt: Die Bereitschaft hart und langfristig für ihr Ziel zu arbeiten. Ich habe viele solche Verwandlungen erleben dürfen und sie inspirieren mich jedes einzelne Mal wieder.
  • Das lerne ich nie! – das imaginäre Fallbeil in Deinem Kopf! Dieses Eigenurteil ist einer der destruktivsten und hinderlichsten Gedanken für jeden Sportler. Im Tae Kwon Do – wie in allen Kampfsportarten – ist die Grätsche zwischen Anfänger und Fortgeschrittenen so weit, dass es ersteren oft schwer fällt sich vorzustellen, dass sie selbst irgendwann die Leistungen der Meister erbringen können. Mache lassen sich davon entmutigen und richten sich auf ihrem jeweiligen (niedrigen) Niveau häuslich ein – andere machen einfach weiter und bevor sie es selbst wirklich realisieren, gehören sie zur zweiten Gruppen.
  • und unendlich viele mehr…. zum Teil sind sie offensichtlich, zum Teil auch nicht auf Anhieb als das zu erkennen was sie sind – mentale Blockaden.

Mach Dein Ding

Wenn Du nicht zu denen gehören willst, die sich entmutigen lassen und in der Mittelmäßigkeit stecken bleiben, dann wirf diesen ganzen mentalen Müll über Bord. Fang an Wege zu suchen, statt Hindernisse zu sehen. Damit meine ich nicht, dass Du ohne Sinn und Verstand gegen Deine (körperlichen) Grenzen anrennen sollst. Eine Definition für Wahnsinn ist, es bei immer gleicher Handlungsweise unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten. Jedes Hindernis ist eine Chance zu lernen und sich weiter zu entwickeln – wohin Dein Weg Dich führt, das ist vorher nicht zu sagen. Du weißt, dass Du richtig bist, wenn Du jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr ein bisschen mehr tun kannst als im vorigen.

Push_Up_im_regen

Bitte Erzähl Mir Deine Geschichte!

Ich freue mich immer, wenn ich tolle Leistungen egal in welchem Lebensbereich beobachten kann – Meisterschaft in jeder Facette ist etwas zu tiefst inspirierendes. Aber jede Leistung, jeder Erfolg hat eine Geschichte, es gab eine Initialzündung oder ein Aha Erlebnis und davon würde ich gerne hören.
Bitte nimm Dir Zeit und erzähl mir Deine Geschichte unten in den Kommentaren oder, wenn Du es weniger öffentlich möchtest, gerne auch als Email unter florian@kettlebellgermany.de. Erzähl mir auch von Deinen Hindernissen – vergangenen oder aktuellen.

Ich bin gespannt Deine Geschichte zu lesen…

 

Ode an den nackten Fuß

Manchmal ist es schon witzig wie unsere modere Welt funktioniert. Vor etwas mehr als 10 Jahren kam die Firma Vibram mit ihrem neuen Schuhkonzept „Five Fingers“ auf den Markt und leitete damit die Renaissance des Barfuß Laufens ein. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es im Vorhinein Kontroversen gab und sogar von medizinischer Seite davor gewarnt wurde, weil unsere Füße doch zu schwach seien und darum einen Schuh bräuchten, um nicht kaputt zu gehen – nur seltsam, dass wir dann nicht schon mit Schuhen geboren werden 😉

Vibram Five Fingers

Das Korpus Delikti, vibram konnte seine vollmundigen Gesundheitsversprechen nicht halten. (Quelle: Wikipedia)

Derzeit sieht sich die Firma Vibram mit einer Sammelklage konfrontiert, weil ihre Schuhe die vollmundigen Heilsversprechen nicht halten konnten und sich einige Neubarfüssler sogar ortopädische Probleme eingehandlelt haben.

Zum Barfuß Laufen – auch mit minimalistischem Schuhwerk – braucht es eine andere Geh- bzw. Lauftmechanik als mit herkömmlichen Schuhen. Der Heel Strike, also das Aufsetzen der Ferse entfällt dabei praktisch vollständig, stattdessen landet der Vorderfuß zuerst. Das liegt daran, dass unser eingebauter Stoßdämpfer, das Sprunggelenk, bei einem Aufsetzten der Ferse nicht funktioniert und wir darum auf gepolstertes Schuhwerk angewiesen sind. Beim Sprint sind wir übrigens automatisch auch wieder auf den Vorderfüssen unterwegs, da hier der Heel Strike auch bei guter Polsterung zu heftig wäre.

Natürlich birgt barfuß laufen heute auch einige zusätzliche Gefahren mit denen sich unsere jagenden und sammelnden Vorfahren nicht herumschlagen mussten (Glasscherben und andere spitze Gegenstände auf versiegelten Bögen). Aber abgesehen davon ist viel barfuß laufen nach meiner Meinung mit das Beste, was wir für unsere Füsse tun können. Die zwei wichtigsten Gründe dafür möchte ich hier gerne erläutern:

Unser zweiter Satz Hände

– Eine Unmenge an sensorischen Informationen stimulieren unser Nervensystem.

Die Ähnlichkeit unserer Füsse zu den Händen ist nicht rein äußerlich, auch die sensorische Ausstattung ist den Händen sehr ähnlich. Unmengen von Nervenenden leiten Informationen ans Gehirn weiter und füttern dadurch unser Nervensystem mit Informationen über unsere Position im Raum, die Beschaffenheit des Untergrunds und vieles mehr. Unser Nervensystem nutzt diese Informationen unmittelbar für die Steuerung unseren Bewegungen. Aus diesem Grund trainieren viele Kampfsportler sein Urzeiten barfuß – die komplexen Bewegungen, zum Beispiel eines Drehkicks, sind mit Schuhen wesentlich schwerer umzusetzen. Auch ist man barfuß wesentlich agiler als mit Schuhen, das ist mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, als ich vor Jahren zum ersten Mal mit meinen neuen Barfuß-Schuhen im Gebirge unterwegs war.
Wer öfter längere Zeit Handschuhe trägt, der kennt die Erleichterung, wenn man sie endlich loswird und wieder etwas spürt. Mit den Füssen ist es genau das Gleiche – nur das für die meisten das Tragen von Schuhen der Normalzustand ist und der sensorische Input des nackten Fusses auf Mutter Erde eher die Ausnahme.
Als Kampfsport Lehrer stehe ich täglich mehrere Stunden barfuß in der Trainingshalle und das Sommer wie Winter. Ich bin oft froh, wenn ich nach einem ganzen Tag in Schuhen endlich wieder Luft zwischen meinen Zehen spüre.

Füsse_von unten_Web

Freiheit für die Füße

Obwohl es mittlerweile über 1300 Studien (pubmed) gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen, gibt es wenig substantielle Informationen darüber, welche Auswirkungen barfuß laufen langfristig haben kann. Ich kann hier nur zwei indirekte Argumente anführen, die meine Ansicht stützen: zum kann das dauerhafte fehlen sensorischer Informationen von den Füssen nicht gesund sein (schließlich ist sensorische Deprivation eine äußerst effektive Foltermethode), zum anderen sehe ich die täglich die positiven gesundheitlichen Effekte von Sportarten wie meinem klassischen Tae Kwon Do, die vermutlich zumindest zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass diese barfuß ausgeübt werden.

Gib Deinen Füssen Gelegenheit sich umzustellen

Wenn Du Dich entschließen solltest, verstärkt barfuß zu laufen oder zu trainieren, dann wirf nicht einfach Deine Schuhe weg. Deine Füsse brauchen, wie jeder andere Körperteil, Zeit, um sich an die neue, ungewohnte Belastung zu gewöhnen. Die in der Einleitung erwähnten orthopädischen Probleme der Five Finger Träger können meines Erachtens nur dadurch zustande gekommen sein, dass sie  die neuen Schläppchen unvernünftiger Weise nach dem Kauf sofort für lange Zeit oder unter extremer Belastung getragen haben. Wer immer mit Nike Air und Co. unterwegs war und plötzlich nur mehr 3 mm Gummi unter der Sohle hat, mutet seinen armen Füssen einfach zu viel zu.

Gib Dir ein paar Monate Zeit für die Umstellung und fahre Deine Barfuß-Aktivitäten langsam hoch -Dein Nervernsystem wird es Dir danken.

Nackte Füsse mögen Kettlebells!

Nackte Füsse mögen Kettlebells!

Happy Feet 😉