Jeden Tag unseres Lebens müssen wir uns mit der Materie um uns auseinandersetzten. Wir heben Dinge, wir tragen Dinge, wir interagieren, wir bewegen unseren Körper im Raum. Für die meisten von uns ist das glücklicherweise keine besondere Herausforderung. Je älter wir werden, umso größer werden die Hürden, die wir täglich bewältigen müssen. Schon Menschen in meinem Alter (ich bin 39) merken oft, dass nicht mehr alles so einfach geht, wie sie es in ihrer Jugend gewöhnt waren. Das ist schade, denn das ganze physische Potenzial unseres Körpers auszuschöpfen dauert Jahrzehnte. Marathonläufer erreichen erst in den späten Dreißiger ihre größte Leistungsfähigkeit, Kraftsportler sogar oft noch später. In den Kampfsportarten in denen sehr viele Fertigkeiten geübt werden, ist ebenfalls eine lebenslange Übung nötig, um wirklich gut zu werden.
Warum gelingt es so vielen von unseren Zeitgenossen nicht, ihr physisches Potenzial auch nur näherungsweise zu erreichen?
„Stillstand bedeutet Verfall“ ist ein bekanntes Sprichwort, das hier besonders gilt. Unsere Körper haben sich im Lauf von Jahrtausenden dazu entwickelt, sich an alle möglichen Lebensumstände anpassen zu können. Dabei gilt immer das Prinzip des geringstmöglichen Aufwands, das bedeutet unser Körper wird dazu optimiert, genau so viel Leistung bereitstellen zu können, wie für den derzeitigen Lebenswandel nötig ist. Leider verlangt unser heutiger Lebensalltag praktisch keine körperliche Betätigung mehr, ja die Belastung ist so gering, dass ein Körper, der daraufhin optimiert ist, oft nicht mehr die Kraft hat, seinen eigenen Bewegungsapparat vor Schaden zu bewahren.
Was wir als moderne Menschen tun müssen, um diese Negativspirale aufzuhalten, ist ein gezieltes Training zu absolvieren, das unserem Körper suggeriert, dass das Leben doch nicht so leicht ist und er sich doch bitte darauf einstellen soll.
Es ist keine Neuigkeit und den meisten Menschen bekannt – „Man muss sich ja bewegen“ höre ich oft als Begründung, warum Menschen zu mir kommen um zu trainieren. Soll diese Aussage implizieren, das es völlig egal ist ob und wie und ich mich bewege???. – Nicht wirklich. Die Fitnessindustrie hat viele Methoden hervorgebracht mit denen Menschen die ihnen fehlen die Bewegung nachholen können. Es gibt Laufbänder, die es uns erlauben stundenlang auf dem Fleck dahin zu traben, stationäre Fahrräder erlauben es uns, während einer Fahrradtour den Fernseher im Auge zu behalten. Auch das Krafttraining ist optimiert, Gewichte werden in Schienen geführt, so dass selbst Oma Emma nicht Gefahr läuft eine Hantel auf die Zehen zu bekommen.
Ist das wirklich das Training, das uns darauf vorbereitet, bis ins hohe Alter mit den physischen Belastungen unseres Lebens zurechtzukommen? Im wirklichen Leben bleibt es niemandem von uns erspart, hin und wieder schwere Kisten aus dem oberen Regalböden im Keller zu holen, Getränkekisten zu schleppen oder schwere Gepäckstücke durch Flughäfen oder Bahnhöfe zu tragen.
Sollte nicht auch unser Training solche Belastungen simulieren um uns darauf vorzubereiten?
Kann es genügen jede Woche 45 Minuten auf dem Laufband Deines Fitnessstudios zu verbringen, mit Ipod am Ohr und Illustrierter vor der Nase? – ich glaube nicht!
Echtes wirksames funktionales Training muss Dich als ganzen Menschen fordern – Jeder Muskel, das Herz-Kreislauf-System und vor allem Dein Geist muss in einen Zustand absoluter Alarmbereitschaft versetzt werden. Du musst Deinem Körper signalisieren: „Hey, jetzt wird’s aber eng – sobald das hier vorbei ist musst Du stärker werden damit Du solche Belastungen in Zukunft ab kannst.“
Training bei leicht erhöhtem Ruhepuls wird diese Reaktion kaum auslösen.
Das bedeutet natürlich auch das es sehr wichtig ist zu wissen wie Du sicher trainierst. Im echten Leben bekommst Du meistens nicht die Chance Dich auf eine Ausnahmesituation vorzubereiten – im Training schon. Lerne alles was Du über Dein Training lernen kannst – lass Dir von einem Profi erklären wie du die Übungen richtig ausführst und worauf Du besonders achten musst. Ein qualifizierter Trainer kann Dir auch sagen ob Du bereit bis ein solches Trainingsprogramm zu beginnen, oder ob Du noch irgendwelche Voraussetzungen schaffen musst bevor Du loslegen kannst.
Bei einem „Enter the Kettlebell“-Seminar kannst Du die Grundlagen erlernen. (Mein nächstes)
Mit Themen wie diesem möchte ich zukünftig in diesem Blog auf den Grund gehen.
Im nächsten Beitrag berichte ich über meinen kürzlich absolvierten RKC II Instruktor Workshop.
Schau bald wieder vorbei!