Die Fitness Industrie lebt von einem Traum – den Traum vom perfekten Körper. Um den Kunden ein möglichst starkes Bedürfnis einzuimpfen, wird das Schönheitsideal mit Hilfe professioneller Fitness Models und Photoshop auf unerreichbare Höhen gehoben. Gleichzeitig dient das Ideal zum Beweis für die Kompetenz des jeweils Werbenden – wer ein knackiges SixPack vorweisen kann, wird sofort als Abnehm-Experte anerkannt, auch wenn er vielleicht noch nie ein Kilo abnehmen musste.
Kann jeder einen perfekten Körper haben?
Theoretisch ja, aber je nach Typ, Alter und Lebensumständen kostet das mehr oder eben weniger Aufwand, Arbeit und Energie. Wer sein Leben darauf ausrichte, und nur für dieses eine Ziel lebt, dem wird es gelingen. Mit Anfang 20, guten Anlagen und etwas Disziplin beim Essen und im Sport kommt das Sixpack praktisch von selbst. Wer die 30 hinter sich hat und schon ein paar Rettungsringe um die Hüften angesammelt hat, der muss richtig hart dafür arbeiten.
Letzten Endes ist Dein Körper das Ergebnis Deiner Gewohnheiten – wenn regelmäßiger Sport und gesunde Ernährung dazu gehören, dann ist es recht wahrscheinlich, das man Deinem Körper das ansieht. Das gilt natürlich umgekehrt auch, wenn weniger förderliche Gewohnheiten dominieren. Leider, denn Gewohnheiten nachhaltig zu verändern gehört zu unseren schwierigsten Unterfangen. Hieraus leitet sich auch ab, warum Diäten und Wunder-Programme nur für eine gewisse Zeit funktionieren – falls überhaupt. Klar ist es möglich für 12 Wochen einen knallharten Diät- und Trainingsplan durchzuziehen und die Ergebnisse können sich bei denen, die durchhalten natürlich auch sehen lassen – aber kaum einer, der es mit dieser Holzhammer Methode versucht sieht 6 Monate später immer noch so aus.
Die gute Nachricht:
Auch wenn es nicht realistisch ist das Jedermann/-frau den Körper eines Fitness Models erreicht, so ist es doch immer möglich, die eigenen Fitness und vor allem Gesundheit zu verbessern. Dafür braucht es kein Horror-Boot-Camp ala „the Biggest Looser“ sondern kleine, einfach umsetzbare Änderungen in Deiner Gewohnheiten. Gehe schrittweise vor und wähle immer zuerst den Ansatzpunkt, der den besten Erfolg verspricht. Das mag zwar ganz logisch klingen, ist aber nicht unbedingt das, was wir intuitiv gerne tun möchten. So wird ein leidlich aktiver Mensch mit einem Hang zu Fast Food und Softdrinks intuitiv erstmal ein umfangreicheres Trainingsprogramm starten, statt die schlechten Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Bleiben wir beim gerade genannten Beispiel: Unser sportlicher aber fehlernährter Protagonist hatte das Glück diesen Artikel zu lesen und geht also sofort auf seine Ernährung los. Ein Buch über Ernährung wird angeschafft (Paleo, Vegan – you name it) und ab in die Küche – auch diesem Versuch gebe ich bestenfalls ein paar Wochen. Sinnvoller wäre die derzeitige Ernährung zu analysieren und zu versuchen diese in kleinen Schritten hin zum bessern zu ändern. Die Softdrinks z.B. lassen sich durch Saftschorlen ersetzen, diese sind zwar für sich gesehen nicht ideal, erleichtern aber die Umstellen. Im nächsten Schritt könnte man die Besuche bei Schnellrestaurants reduzieren und so weiter. Jede Verhaltensänderung braucht 3 – 6 Wochen um zu einer Gewohnheit zu werden.
Wer mit seiner Ernährung halbwegs im Reinen ist, für den ist es wichtiger sich mehr Bewegung zu verschaffen. Kurse sind hier zum Einstieg einer gute Wahl, da sie einem Zeit geben sich langsam an das mehr an Bewegung zu gewöhnen und gleichzeitig eine gewisse Routine aufkommt. Die Teilnehmer meiner Anfängerkurse machen in den 10 Wochen sehr deutliche körperliche Fortschritte, und das obwohl der Kurs darauf ausgelegt ist, den richtigen Umgang mit der Kettlebell zu erlernen. Achtung bei zeitliche begrenzten Angeboten – hier solltest Du Dir rechtzeitig Gedanken darüber machen wie es danach weiter geht – bei mir geht das fast automatisch, da die Anfänger nach dem Kurs einfach ins offenen Training kommen.
Mache es zur Gewohnheit Deine Gewohnheiten zu hinterfragen und ggf. zum Besseren zu ändern – so kommen die Veränderungen sozusagen automatisch.
Aber Vorsicht wenn der Alltag kommt
Zu ehrgeizige Vorsätze zerschellen meistens schnell an der harten Realität unseres Alltags.
In einem meiner ersten Jobs als Projektassistent eines großen IT Projekts habe ich sehr deutlich die Erfahrung machen können, wann wir Menschen uns die Zeit dafür nehmen unsere (Lebens-) Situation zu verbessern. Ich habe damals festgestellt, das ich immer dann am meisten beschäftigt war, wenn alle anderen gerade einen Projektabschnitt abgeschlossen hatten und es somit etwas ruhiger wurde. Dann wurden neue Ideen ausgebrütet, wie wir die Abläufe im Projekt optimieren können (Ich war der, der diese Ideen in die Tat umsetzen sollte). Sobald der Druck wieder stärker wurde war ich regelmäßig alleine mit meinem Bemühungen zur Optimierung des Arbeitsumfeldes. Selbst die Kollegen, die die Veränderung angeregt hatten, vertrösteten mich meist auf später, wenn ich um ihre Mitarbeit bat.
Diese Erfahrung hat mich gelehrt, bewusste Veränderungen im Leben möglichst überschaubar zu halten, sodass diese auch wenn das Leben mal wieder Extrarunden dreht noch durchhaltbar sind. Klar gehen die Veränderungen dann langsamer – aber lieber eine kleiner Änderung hin zum Besseren, die auch durchhaltbar ist, als eine große Umstellung die nach 3 Wochen in Vergessenheit Gerät.
Was zu tun ist:
- Analysiere Deine „Ist“-Situaion – (hole Dir Feedback ob Deine Selbsteinschätzung stimmt).
- Definiere, wo Du hin willst.
- Analysiere welche Deiner Gewohnheiten Deinem Zeil entgegenstehen.
- Ordne diese nach deren Auswirkung.
- Überlege Dir, wie Du die schlechte Angewohnheit mit der stärksten ändern oder entschärfen kannst.
- Wenn es geklappt hat, nimm Dir die nächste vor.
- Wiederholen diesen Vorgang so lange bis Du am Ziel bist.

Leben ist wie Autofahren mit Navi – man biegt nicht immer richtig ab – aber wer nicht aufgibt kommt letztlich ans Ziel.