Über Väter und Söhne – Ein Nachruf für meinen Vater

Heute werde ich diesen Blog einmal zweckentfremden – aber nur ein bisschen 😉 Es soll um meinen Vater Helmut Kiendl gehen, der letzten Freitag im Alter von 81 Jahren diese Welt verlassen hat. Es soll aber auch darum gehen, wie Väter das Leben ihrer Söhne beeinflussen. Für jeden Sohn ist sein Vater der Tollste, der Stärkste und der Beste – das erste große Vorbild im Leben.

Mein Dad

Mein Dad

29Mein Vater war, wie die meisten Väter seine Generation, soweit ich zurückdenken kann, eigentlich nur an Wochenenden in meinem Leben präsent. Unter der Woche hatte er das Haus schon verlassen bevor ich wach wurde und er kam abends oft erst spät nach Hause. Meine Kindheitserinnerungen mit ihm drehen sich darum hauptsächlich um gemeinsame Spaziergänge, Bergtouren und immerwährende Renovierungsprojekte in unserem Haus.

Den meisten Vätern geht es noch heute ähnlich wie dem meinem damals, auch wenn es mittlerweile leichter geworden ist, Beruf und Familie zu vereinen. Wenn ich meinen eigenen Sohnemann morgens in den Kindergarten bringe, bin ich fast immer der einzige Papa weit und breit.

Den Alltag bestritt ich mit meiner Mutter, die wie damals üblich Hausfrau war.

Trotz der „Teilzeit“-Rolle (und das meine nicht als Kritik – denn es war ein Produkt der Umstände), die mein Vater in meiner Kindheit und Jugend eingenommen hat, hat Vater mein Leben tiefgreifend beeinflusst. Sogar den Beruf, den ich heute ausübe, verdanke ich seinem Beispiel – wenn das auch nicht auf den ersten Blick offensichtlich wird.

Mein Vater war Hochbau-Ingenieur und arbeitete als Beamter für eine große Münchner Versicherung – ich dagegen verdiene meine Brötchen als selbstständiger Tae Kwon Do-Trainer. Es ist also keine klassische ‚der Sohn tritt in die Fußstapfen des Vaters‘ Situation- auch wenn ich zu Beginn meiner Berufslaufbahn einige diesbezügliche Versuche unternommen hatte: Wie mein Vater habe ich das Abitur im zweiten Bildungsweg gemacht und mein Studium an der FH mit einem Ingenieurs Titel abgeschlossen. Sogar einen Versuch in Richtung Beamtenlaufbahn habe ich gemacht – aber meine Lehre bei der damaligen Bundesbahn war eher ein Desaster. Aus heutiger Sicht war all das wichtige Etappen auf meinem Lebensweg, aber keines davon war mein Weg. Obwohl Menschen, die uns beide kennen, oft behaupten, ich sei meinem Vater sehr ähnlich, gibt es doch große Unterschiede zwischen unseren jeweiligen Charakteren.

Die Impulse, die mir mein Vater in meiner Kindheit und Jugend gegeben hat, waren eher subtil, und doch beeinflussen sie mich bis heute. Meine Liebe zur Natur begann bei den Bergtouren mit meinem Vater. Auch die Faszination für Kampfsport und besonders Tae Kwon Do hat mein Vater in mich gepflanzt: als ich noch ein recht kleines Kind war, nahm er mich einige Male mit ins Training seines Betriebssportvereins – weder besonders oft noch über einen langen Zeitraum, aber in meinem kindlichen Herzen entstand damals die anhaltende Faszination für diesen Sport. Bei den gemeinsamen Bauprojekten an unserem Haus lernte ich, was es heißt handwerklich zu arbeiten – auch wenn ich nie ein besonders begabter Heimwerker geworden bin, weiß ich wenigstens was ich mir zutrauen kann und was besser nicht.

Die Moral von der Geschichte

Liebe berufstätige Väter da draußen, seid Euch bewusst, dass Ihr für Eure Söhne (und Töchter) die grössten Vorbilder seid – und überlegt Euch welches Beispiel Ihr ihnen geben wollt. Ich höre immer wieder von den Eltern meiner jungen Schüler „Ja, früher habe ich auch viel Sport gemacht – aber mit den Kindern….“. Seid Euch bewusst, dass Ihr nicht trotz Eurer Kinder Sport macht, sondern für diese. Ihr gebt ihnen ein Beispiel, das sie ihr Leben lang begleiten wird. Ihr haltet Euch fit um ihnen auch in Zukunft noch die Unterstützung geben zu könne die sie brauchen.

Gestern beim Begräbnis meines Papa’s traf ich viele seiner ehemaligen Weggefährten, die auch heute, jenseits der 70 noch aktiv und umtriebig sind – lasst uns diese zu unseren Vorbildern wählen!

Alles was ihr gemeinsam mit Euren Kindern tut, das Samenkorn Pflanzen kann, das Jahrzehnte später zu keinem beginnt und Früchte trägt.

Seid Euch bewusst, dass Ihr nicht trotz Eurer Kinder trainiert, sondern für sie. 

 

About Florian

Als einer der ersten RKC Kettlebell Instruktoren in Deutschland ist Florian ständig dabei seine Fertigkeiten im Umgang mit der Kettlebell und sein Wissen zu erweitern. Im vorliegenden Blog berichtet er sein seit 2012 von seinen Erfahrungen und gibt Tipps für den Umgang mit der Eisenkugel, fürs eigene Training und vieles mehr.
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